Sunak dämpft Vorhaben Britischer Minister erwägt Stationierung britischer Soldaten in der Ukraine
01.10.2023, 10:47 Uhr Artikel anhören
Briten und US-Amerikaner bei einer Wasserlandeübung in Lettland.
(Foto: REUTERS)
Der neue britische Verteidigungsminister, Shapps, kann sich eine Ausweitung der Unterstützung für die Ukraine vorstellen. Es geht vor allem um die Ausbildung und die Waffenproduktion vor Ort. Premierminister Sunak relativiert die Aussagen des Ministers jedoch prompt.
In Großbritannien gibt es Überlegungen, zum ersten Mal britische Truppen in die Ukraine zu entsenden. Der neue Verteidigungsminister des Landes, Grant Shapps, sagte dem "Telegraph", er habe darüber bereits Gespräche mit hochrangigen Militärs geführt. Shapps hatte im August den bisherigen Verteidigungsminister Ben Wallace abgelöst. Konkret geht es offenbar um die Entsendung von Ausbildern.
Der diskutierte Vorschlag würde die Abhängigkeit der Ukraine von Großbritannien und anderen NATO-Staaten verringern, sagte Shapps, der Anfang dieser Woche den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu Gesprächen in Kiew getroffen hatte. Der Verteidigungsminister verwies unter anderem auf ein Treffen mit Generalstabschef General Sir Patrick Sanders, in dem es darum gegangen sei, "die Ausbildung irgendwann näher und tatsächlich auch in die Ukraine zu bringen".
Premierminister Rishi Sunak, für den am Wochenende der erste Parteitag als Tory-Vorsitzender begann, relativierte die Äußerungen seines Verteidigungsministers allerdings rasch. Es habe da Fehler in der Berichterstattung gegeben, sagte Sunak vor Reportern. Die Pläne seien längerfristig und nicht für das "Hier und Jetzt". Shapps habe über eine Möglichkeit an einem Zeitpunkt in der Zukunft gesprochen. Es gebe keine britischen Soldaten, die zum Kampf in dem aktuellen Konflikt geschickt würden.
Hilfe auch im Schwarzen Meer
NATO-Staaten haben bisher - zumindest offiziell - von der Entsendung von Ausbildern in die Ukraine abgesehen, um die Gefahr einer direkten Auseinandersetzung mit Russland zu reduzieren. Shapps hatte zwar keinen Zeitplan genannt, aber den Eindruck erweckt, es gehe um Pläne für die nähere Zukunft. "Besonders im Westen des Landes, denke ich, dass es jetzt eine Gelegenheit gibt, mehr Dinge in dem Land zu tun, und nicht nur Ausbildung", sagte Shapps dem "Telegraph".
Im Rahmen der von Großbritannien geführten Operation Interflex wurden dem "Telegraph" zufolge seit Anfang 2022 bereits mehr als 20.000 Rekruten der Streitkräfte der Ukraine im Vereinigten Königreich ausgebildet. Zudem leistete Großbritannien der Ukraine im vergangenen Jahr Militärhilfe in Höhe von 2,3 Milliarden Pfund, Premierminister Rishi Sunak hat dieselbe Höhe auch für dieses Jahr zugesagt.
Shapps deutete außerdem an, dass Großbritannien sich darauf vorbereite, eine aktivere Rolle bei der Verteidigung der Ukraine gegen Angriffe im Schwarzen Meer zu spielen. Russland hat dort zunehmend Frachtschiffe, die Getreide befördern, ins Visier genommen.
"Es ist wichtig, dass wir nicht zulassen, dass die internationale Schifffahrt in diesem Gewässer irgendwie verboten ist", so Shapps. Großbritannien sei eine Marinenation, "daher können wir helfen und beraten, insbesondere da es sich bei dem Wasser um internationales Wasser handelt".
Quelle: ntv.de, sba/dpa