Politik

Lawrow und der Dritte Weltkrieg London mokiert sich über Lawrows "Prahlerei"

Lawrow warnte den Westen vor Waffenlieferungen und der Möglichkeit eines Dritten Weltkriegs

Lawrow warnte den Westen vor Waffenlieferungen und der Möglichkeit eines Dritten Weltkriegs

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Russlands Außenminister warnt vor einem Weltkrieg, doch die Ukraine und Großbritannien nehmen dies offenbar gelassen. Kiew sieht gar Anzeichen von Schwäche und vermeldet - wie auch Moskau - militärische Erfolge. Der Donezker Separatistenführer drängt indes auf einen russischen Vormarsch.

Russland wird sich in seinem Krieg gegen die Ukraine aus Sicht von Kiews Außenminister Dmytro Kuleba inzwischen seiner Niederlage bewusst. Russland verliere die Hoffnung, der Welt Angst zu machen und spreche deshalb inzwischen von der Gefahr eines Dritten Weltkrieges, meinte Kuleba mit Blick auf Äußerungen seines Kollegen Sergej Lawrow. "Das heißt nur, dass Moskau seine Niederlage in der Ukraine spürt", schrieb Kuleba bei Twitter. Zuvor hatte Lawrow mit Blick auf die Ukraine vor der Gefahr eines Weltkrieges gewarnt und der NATO vorgeworfen, mit den Waffenlieferungen an die Ukraine einen Stellvertreterkrieg zu führen.

Auch der Staatssekretär im britischen Verteidigungsministerium, James Heappey, zeigt sich nicht beunruhigt durch Lawrows Äußerungen. "Lawrows Markenzeichen im Laufe der vergangenen 15 Jahre, in denen er russischer Außenminister ist, war diese Art von Prahlerei. Ich glaube nicht, dass im Moment eine unmittelbare Gefahr einer Eskalation besteht", sagt Heappey dem Fernsehsender BBC. "Was der Westen tut, um seine Verbündeten in der Ukraine zu unterstützen, ist sehr maßvoll … Alles, was wir tun, ist maßvoll, um eine direkte Konfrontation mit Russland zu vermeiden."

Kiew meldet Angriff auf russisches Munitionslager

Der ukrainische Generalstab meldete indes Erfolge im Kampf gegen die russischen Truppen. Im Gebiet Cherson hätten ukrainische Truppen in der Region Welyka Olexandriwka ein russisches Munitionslager und 70 Mann in den Reihen des Gegners vernichtet. Überprüfbar waren die Angaben nicht. Russland hatte die Region Cherson im Süden der Ukraine nach eigenen Angaben schon zu Beginn des seit gut zwei Monaten dauernden Krieges unter seine Kontrolle gebracht.

Im Osten der Ukraine gingen die Gefechte in der Region Donezk weiter. Dort versuchten russische Truppen, mit Artillerie vorzudringen, hieß es. Besonders stark stehe im Gebiet Donezk in der Hafenstadt Mariupol weiter das Stahlwerk Azowstal unter Beschuss. Dort sollen sich nach ukrainischen Angaben rund 1000 Zivilisten aufhalten, darunter Frauen und Kinder. Nach russischen Angaben haben sich dort auch 2500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt.

Im Gebiet Odessa am Schwarzen Meer seien der russischen Luftaufklärung Verluste zugefügt worden, teilte der Generalstab mit. Getroffen worden seien drei Flugzeuge, mehrere Drohnen und Raketen. In den Gebieten von Luhansk und Donezk im Osten seien sechs Angriffe des Feindes abgewehrt worden. Vier Panzer, fünf Artilleriesysteme und Dutzende Fahrzeuge seien dabei zerstört worden, hieß es.

Russland: Flugabwehrsysteme zerstört

Die russische Armee gab ihrerseits die Zerstörung mehrerer ukrainischer Ziele bekannt. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurden mehr als 90 militärische Ziele angegriffen und mindestens 500 ukrainische Soldaten getötet. Dutzende gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie und andere militärische Ausrüstung seien zerstört worden. Auch zwei Munitionsdepots in der östlichen Region Charkiw seien getroffen worden, teilt das Ministerium weiter mit. Bei der Stadt Barwinkowe in der Ostukraine seien zwei Luftabwehrsysteme S-300 mit Raketen und Artillerie zerstört worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Auch eine Abschussrampe für Kurzstreckenraketen vom Typ Totschka-U sei dort vernichtet worden.

Die leistungsstarken Systeme S-300 sowjetischer Bauart können anfliegende Flugzeuge und Raketen im Umkreis von 300 Kilometern abwehren. Barwinkowe liegt im Rückraum der ukrainischen Truppen, die den Norden des Gebiets Donezk gegen die verstärkten russischen Angriffe verteidigen. Zur Lage am Boden in der Region äußerte sich Konaschenkow nicht. Die Angaben von Generalmajor Konaschenkow waren nicht unabhängig überprüfbar. An anderen Orten im Gebiet Donezk seien zwei ukrainische Flugabwehrsysteme der Typen Buk-M1 und Ossa zerstört worden, sagte der Sprecher.

Dem Separatistenführer der abtrünnigen ukrainischen Region Donezk reicht dies offenbar nicht. Er forderte einen weiteren Vormarsch der russischen Streitkräfte. Moskau solle die nächste Phase seiner Militärkampagne in der Ukraine einleiten, nachdem es die Grenzen der Region erreicht habe, zitiert die Nachrichtenagentur RIA den Anführer der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Denis Puschilin.

Laut einer Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums versuchen russische Truppen vermutlich, stark abgesicherte Stellungen im Osten der Ukraine zu umzingeln. In Saporischschja bereiteten sich die ukrainischen Truppen auf einen russischen Angriff vor. Südlich der Stadt Isjum tobten den britischen Angaben zufolge heftige Gefechte, und russische Truppen versuchten auf die Städte Slowiansk und Kramatorsk vorzurücken. Zudem lägen Berichte vor, wonach die Stadt Kreminna gefallen sei.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts

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