"EU macht strategischen Fehler" Lukaschenko-Gegner fürchtet nahen Kriegseintritt
07.01.2023, 01:06 Uhr
Alles bereit, um auf Befehl Putins auf den Knopf zu drücken? Der belarussische Machthaber Lukaschenko am 27. Dezember in St. Petersburg.
(Foto: IMAGO/SNA)
In Minsk verdichten sich Anzeichen, dass Belarus dem Kreml in der Ukraine beispringen könnte. Ein Oppositionspolitiker berichtet von ständig wachsender russischer Militärpräsenz. Pässe würden einzogen, die Vorbereitung zur Mobilisierung sei abgeschlossen.
Der belarussische Oppositionspolitiker Pawel Latuschka sieht Vorbereitungen für einen Kriegseintritt seines Landes an der Seite Russlands. "Die Zählung aller Wehrpflichtigen in Belarus ist praktisch abgeschlossen", sagte der im Warschauer Exil lebende Latuschka dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko brauche nur noch einen Befehl des Kremls, um auf den Knopf zu drücken. Dann könne er mit der Mobilmachung beginnen. Latuschka war früher Kulturminister seines Landes und gehört heute dem Exilkabinett der belarussischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja an.
Wie Latuschka dem RND unter Bezug auf Quellen aus Minsk berichtet, seien fast alle Mitarbeiter, die dem belarussischen Innenministerium unterstehen, aufgefordert worden, ihre Pässe abzugeben. Diese Informationen gäbe es aus verschiedenen Städten des Landes. "Das bedeutet, dass diese Personen das Territorium von Belarus im Falle ihrer Mobilisierung nicht mehr verlassen können", erläuterte Latuschka.
Man könne beobachten, dass die russische Militärpräsenz in Belarus ständig wachse. Das betreffe sowohl die Zahl der Soldaten als auch die militärische Ausrüstung. "Militärübungen der russischen Streitkräfte, einschließlich Übungen zur Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften Russlands und von Belarus finden regelmäßig statt", sagte Latuschka. Übungen der Luftstreitkräfte beider Länder seien für die nahe Zukunft geplant.
Zu wenig Druck vom Westen: "Lukaschenko gewinnt Zeit"
Latuschka kritisierte laut Bericht einen "strategischen Fehler" des Westens, schon seit einem halben Jahr nicht mehr auf Lukaschenko geachtet zu haben. "Es werden keine neuen Sanktionen verhängt und es wird kein Druck ausgeübt", monierte der Oppositionspolitiker. Auf diese Weise gewinne Lukaschenko Zeit, um sich auf die nächste Phase des Krieges vorzubereiten, nämlich die Teilnahme an der russischen Militäroffensive vom Norden auf die Ukraine.
Gleichzeitig erhalte Lukaschenko von Moskau "enorme finanzielle Mittel, um sowohl die Wirtschaft aufrechtzuerhalten als auch die Kampfkraft der belarussischen Streitkräfte und die Produktion militärischer Waffen zu verbessern", sagte Latuschka. Einmal mehr mache der Westen einen Fehler bei der Einschätzung von Lukaschenkos Rolle im Bündnis mit Kremlchef Wladimir Putin.
Quelle: ntv.de, mau