Politik

Ukraine soll verhandeln Lukaschenko warnt vor "Abgrund eines Atomkrieges"

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Putin-Freund Lukaschenko fordert die Ukraine auf, zu verhandeln.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Belarus ist der engste Verbündete Russlands und war auch Ausgangspunkt des Angriffs auf die Ukraine. Nun warnt der Präsident des Landes vor einer Eskalation des Krieges - und der atomaren Bedrohung. Die Ukraine solle die russischen Bedingungen akzeptieren, sagt Lukaschenko.

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat mit Blick auf den Ukraine-Konflikt vor einer atomaren Eskalation gewarnt. Er rief den Westen, die Ukraine und Russland auf, den Konflikt zu beenden, um einen drohenden "Atomkrieg" abzuwenden. "Wir müssen aufhören und ein Abkommen schließen, um dieses Chaos, diesen Einsatz und den Krieg in der Ukraine zu beenden", sagte Lukaschenko in einem Exklusivinterview mit der Nachrichtenagentur AFP.

"Wir dürfen nicht weiter gehen", fügte der belarussische Präsident hinzu. Denn es drohe der "Abgrund eines Atomkrieges". Soweit dürfe es nicht kommen. Lukaschenko ist ein enger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin, der Ende Februar den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine angeordnet hatte. Dabei griffen russische Einheiten auch von Belarus aus das Nachbarland an.

Lukaschenko forderte die ukrainische Regierung auf, wieder Verhandlungen mit Russland aufzunehmen. "Alles hängt von der Ukraine ab", sagte er. Derzeit bestehe die Möglichkeit, "dass der Krieg unter für die Ukraine akzeptableren Bedingungen beendet werden kann". Er rief die Ukraine auf, "sich an den Verhandlungstisch zu setzen und zuzustimmen, dass sie Russland niemals bedrohen wird".

Die Verantwortung für die militärische Eskalation des Ukraine-Konflikts wies Lukaschenko dem Westen zu, der diesen militärischen Konflikt "provoziert" habe und weiter anfache - eine Lesart, die auch der Kreml immer wieder vorträgt. Russland habe auf die Bedrohung durch die NATO reagiert, sagte er weiter. "Wenn Russland der NATO nicht zuvorgekommen wäre, hätten Sie (die westlichen Länder) sich organisiert und zugeschlagen", sagte der belarussische Machthaber.

Lukaschenko: Belarus ist "keine Diktatur"

Der wegen der Unterdrückung der Opposition vom Westen mit Sanktionen belegte Lukaschenko sieht sein Land nach eigenen Worten durchaus als "autoritär" an, aber nicht als Diktatur. "Ja, unser System ist strenger, ich will das Wort autoritär nicht ausschließen", sagte der Staatschef. "Aber es ist keine Diktatur." Zugleich bestritt Lukaschenko, dass es in Belarus politische Gefangene gibt. Befragt zu Hunderten im Gefängnis sitzenden Oppositionellen, Aktivisten, Journalisten und Demonstranten, sagte er, diese seien nur "eine angebliche Opposition". Die Betroffenen hätten "gegen den Staat aufbegehrt. Nicht gegen die Macht, sondern gegen den Staat."

Die von ihm niedergeschlagenen Proteste gegen seine Wiederwahl im August 2020 seien ein "vom Ausland finanziertes" Komplott gegen sein Land gewesen, setzte der 67-Jährige hinzu. Nach der Präsidentenwahl im Sommer 2020, bei der Lukaschenko nach amtlichen Angaben wiedergewählt wurde, hatte es in Belarus wochenlange Massendemonstrationen gegen den Staatschef mit bis dahin unbekanntem Ausmaß gegeben. Der Präsident ließ die Proteste gewaltsam niederschlagen. Tausende Menschen wurden festgenommen oder flohen ins Ausland.

Quelle: ntv.de, mli/AFP

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