Besorgt wegen Libanon und Jemen Macron besucht kurzfristig Kronprinz
09.11.2017, 18:33 Uhr
Macron kündigte in Dubai an, einen Abstecher nach Riad unternehmen zu wollen.
(Foto: REUTERS)
Saudi-Arabien zündelt im multikonfessionellen Libanon. Die Furcht vor einer Eskalation im Nahen Osten ist groß. Frankreichs Präsident Macron ändert Reisepläne und will noch am Abend kurzfristig den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zur Rede stellen.
Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron überraschend sein Reiseprogramm im Mittleren Osten geändert. Er werde noch am Donnerstagabend nach Saudi-Arabien reisen und dort Kronprinz Mohammed bin Salman treffen, kündigte er während eines Besuchs in Dubai an.
Dabei wolle er über den Iran, Jemen und den Libanon sprechen, sagte Macron bei einer Pressekonferenz. Er habe "sehr harte Positionen insbesondere über den Iran gehört, die (...) nicht konform sind mit dem, was ich denke". Der französische Präsident sagte mit Blick auf den kurzfristig anberaumten Besuch zudem, es sei wichtig, eine "strukturierte Diskussion" zu haben, "damit ich die vom Kronprinzen auf nationaler Ebene getroffenen Entscheidungen besser verstehe".
Saudi-Arabien sieht den Iran als Erzrivalen in der Region. Im Bürgerkrieg im Jemen unterstützen beide Länder unterschiedliche Lager; Saudi-Arabien greift offen in den Krieg ein. Macron betonte, er werde in Riad auch darlegen, "wie entscheidend die Stabilität des Libanons in meinen Augen ist". Saudi-Arabien hatte seine Bürger nach dem in Riad verkündeten Rücktritt des libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri aufgerufen, das Mittelmeer-Land zu verlassen.
In Saudi-Arabien läuft seit Tagen eine beispiellose Verhaftungswelle, bei der bislang mehr als 200 Menschen wegen Korruptionsvorwürfen festgesetzt wurden. Im Rahmen der Ermittlungen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft 208 Personen verhört worden. Sieben von ihnen seien ohne Anklage wieder auf freien Fuß gesetzt worden, teilte die Anklagebehörde mit. Über mehrere Jahrzehnte seien "mindestens 100 Milliarden Dollar durch systematische Korruption fehlgeleitet" worden, erklärte Staatsanwalt Scheich Saud al-Modscheb.
Beobachter sehen in der Verhaftungswelle den Versuch des einflussreichen Kronprinzen Mohammed bin Salman, seine Macht noch vor seiner offiziellen Thronbestitung zu festigen. Macron sagte, er werde die Verhaftungen nicht ansprechen. Dies seien interne Angelegenheiten Saudi-Arabiens und es sei nicht sein Stil, dazu öffentliche Kommentare abzugeben.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts