Aufrüstung geht weiter Marineinspekteur erwartet Stärkung der russischen Flotte
27.09.2022, 12:50 Uhr (aktualisiert)
Ende Juli beging Russland mit einer Flotten-Parade den Tag der Marine.
(Foto: REUTERS)
Russland baut nach Ansicht von Deutschlands obersten Marinesoldaten seine Seestreitkräfte ungeachtet der Sanktionen weiter aus. Die westlichen Nationen müssten dabei vor allem die Unterwasser-Infrastruktur im Auge behalten. In deren Nähe treibe sich Russland jüngst auffallend häufig rum.
Die Aufrüstung der russischen Marine geht trotz westlichem Embargo und Ukraine-Krieg nach Einschätzung des deutschen Marineinspekteurs Jan Christian Kaack weiter. "Ich gehe davon aus, dass die russische Marine im Wesentlichen gestärkt aus dem Ukraine-Krieg herausgehen wird", sagte der Vize-Admiral der "Welt". "Wir erkennen derzeit den ungebremsten Neubau von modernen Einheiten, die hoch effektiv ausgerüstet sind. Da scheint das westliche Embargo noch nicht zu greifen." Die neue Marine-Doktrin etwa messe dieser Teilstreitkraft einen höheren Stellenwert bei als bislang.
Die Einheiten würden mit Überschallwaffen oder ballistischen "Iskander"-Raketen ausgestattet. Die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, neuartige Hyperschall-Seeraketen namens "Zirkon" schon bald auf einer Fregatte in Dienst zu stellen, sei keine Propaganda: "Ich nehme das ernst. Sehr ernst."
Kaack warnte zugleich vor russischen Angriffen unter Wasser. "Sie dürfen nicht nur auf das Wasser gucken. Auch unter Wasser hat Russland erhebliche Kapazitäten aufgebaut", sagte der Vize-Admiral. "Auf dem Grund der Ostsee, aber auch im Atlantik gibt es einiges an kritischer Infrastruktur wie Pipelines oder Unterseekabel für IT. Da können sie Ländern wie Estland schnell das Licht ausschalten, und es gibt Gefährdungen der globalen Kommunikationsstrukturen, auf die man besonders achten muss." Nach Kaacks Worten haben sich russische Unter- oder Überwassereinheiten zuletzt über längere Zeit im Bereich dieser Kabel aufgehalten.
Mit Blick auf die Bundeswehr sagte er, dass diese angesichts des Krieges gelernt habe, sich wieder mehr auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren zu müssen. Dazu zählten Abschreckung, aber eben auch die Möglichkeit, militärische Fähigkeiten erfolgreich einzusetzen. Dazu brauche es das Sondervermögen sowie eine Anhebung des Wehretats auf zwei Prozent Wirtschaftsleistung. "Der Kanzler hat das zugesagt, ich nehme ihn beim Wort." Der zuständigen Ministerin habe er zum Thema Durchhaltefähigkeit Prioritäten für den Bedarf vorgelegt. "Sie lauten: Munition, Munition, Munition, Ersatzteile, Ersatzteile, Ersatzteile. Dazu kommen Führungsfähigkeit und Infrastruktur."
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 25. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jwu/dpa