Nach Johnsons Frontalangriff May verteidigt ihren Brexit-Kurs
03.10.2018, 15:57 Uhr
Die britische Premierministerin Theresa May lässt sich von ihrem Gegenspieler Boris Johnson nicht beirren. Sie plädiert weiterhin für einen weichen Brexit. Die Zustimmung ihrer Parteifreunde für Johnson ist jedoch groß.
Nach der Fundamentalkritik ihres parteiinternen Rivalen Boris Johnson hat die britische Premierministerin Theresa May ihren Brexit-Kurs verteidigt. Ihre Pläne für die Austrittsvereinbarung mit der EU seien im nationalen Interesse, sagte May laut Redetext zum Abschluss des Parteitags ihrer regierenden Konservativen in Birmingham.
Die Partei müsse in dieser Frage zusammenstehen, so May. Wer gegen jedwede von ihr erreichte Vereinbarung mit der EU sei, habe lediglich seine eigenen politischen Interessen im Blick, nicht aber das Land. Sie sei aber auch bereit, die EU ohne eine Austrittsvereinbarung zu verlassen, wenn kein gutes Abkommen für Großbritannien möglich sei. Das wäre allerdings für beide Seiten eine schlechte Lösung.
Am Dienstag hatte Ex-Außenminister Johnson unter dem Jubel vieler Delegierter die Abkehr von Mays Austrittsstrategie gefordert und sich zugleich als ihr Nachfolger in Stellung gebracht. Johnson fordert wie andere Brexit-Hardliner eine striktere Trennung Großbritanniens von der EU. Einen sogenannten Chequers-Deal bezeichnete er vor den gut 1000 Zuhörern in Birmingham als einen "Betrug", der verworfen werden müsse.
Rund ein halbes Jahr vor dem angepeilten EU-Austrittstermin Ende März 2019 steht May in ihrer Partei und in der EU unter Druck. Sie strebt eine Freihandelszone mit der EU für Waren, nicht aber für Dienstleistungen und den freien Personenverkehr an und will einen Teil der gemeinsamen Regeln beibehalten. Dies lehnen die EU-Partner ab. Bei einem ungeregelten Brexit werden große politische und wirtschaftliche Verwerfungen befürchtet.
Quelle: ntv.de, lle/rts/dpa