Israel droht mit Attacken Mediziner verlassen letzte funktionierende Klinik in Gaza
08.01.2024, 15:44 Uhr Artikel anhören
Ärzte bei einer komplizierten Operation im Al-Aksa-Krankenhaus vergangene Woche - nun haben sie die Klinik verlassen.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Israel wirft der islamistischen Terrororganisation Hamas vor, Kliniken für militärische Zwecke zu missbrauchen. Die israelische Armee erklärt das Al-Aksa-Krankenhaus im Gazastreifen zur "roten Zone" - und will es angreifen. Ein Medizinerteam warnt, dass damit die komplette Notversorgung zusammenbreche.
Medizinische Helfer sind laut einer Hilfsorganisation wegen zunehmender Militäreinsätze Israels im Zentralabschnitt des Gazastreifens gezwungen, das dortige Al-Aksa-Krankenhaus zu verlassen. Die Klinik bleibe "das einzige funktionierende Krankenhaus in der Mitte von Gaza", teilte die private Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) mit Hauptsitz in New York mit.
Die israelische Armee habe Flugblätter abgeworfen, welche die Umgebung des Krankenhauses als "rote Zone" kennzeichneten, hieß es in der Mitteilung. Man befürchte daher Angriffe und das medizinische Notfallteam von Medical Aid for Palestinians (MAP/Großbritannien) und IRC könne nicht zurückkehren. Viele örtliche Mitarbeiter hätten wegen des Konflikts ebenfalls keinen Zugang zu dem Krankenhaus, um dort Hunderte von Patienten zu versorgen.
Der Chirurg Professor Nick Maynard berichtete: "Die Anzahl der Verletzungen, die in den letzten Tagen eingeliefert wurden, ist erschreckend." Wegen des Mitarbeitermangels würden Menschen sterben, die sonst gerettet werden könnten.
Helfer fordern weiterhin Schutz von Krankenhäusern
MAP und IRC seien "schockiert, dass das medizinische Notfallteam zum Rückzug und damit zur Einstellung der Arbeit gezwungen wurde". Der geschützte Status von Krankenhäusern müsse aufrechterhalten werden, forderte die Organisation. "Der Abbau von Gesundheitsdiensten wie im Norden von Gaza darf sich in der Mitte und im Süden nicht wiederholen."
Neben den Medizinischen Notfallteams würden MAP und IRC zusammenarbeiten, um die Krankenhäuser in Gaza über den Rafah-Grenzübergang aus Ägypten mit lebenswichtigen medizinischen Gütern zu versorgen. Am 29. Dezember hätten vier Lastwagen mit Medikamenten und anderen Hilfsgütern den Gazastreifen erreicht. Das Material sei an Krankenhäuser im südlichen und mittleren Gazastreifen verteilt worden.
Israel wirft der islamistischen Terrororganisation Hamas vor, Krankenhäuser für militärische Zwecke zu missbrauchen, dort Waffen zu lagern und von dort aus auch israelische Soldaten anzugreifen. Die Hamas dementiert dies.
Quelle: ntv.de, lve/dpa