Forsa-Umfrage Mehrheit glaubt nicht an ukrainischen Sieg
05.03.2024, 12:33 Uhr Artikel anhören
Gefechte bei Bachmut. Seit zwei Jahren wisse jeder in der Ukraine, dass sich das Land gegen eine starke Armee verteidigen muss und dass ein rasches Ende des Kriegs nahezu ausgeschlossen ist, schreibt der Journalist Denis Trubetskoy aus Kiew.
(Foto: dpa)
Vor allem Frauen und Ostdeutsche machen sich Sorgen, dass Deutschland in den Ukraine-Krieg gezogen werden könnte, Männer und Westdeutsche machen sich diese Sorgen weniger. Eine Mehrheit der Deutschen glaubt, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann.
Nur eine Minderheit der Deutschen glaubt, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland auch bei einer verstärkten Unterstützung aus dem Westen gewinnen kann. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für RTL. Auf die Frage: "Kann die Ukraine den Krieg mit deutlich mehr Waffen und Munition aus dem Westen gewinnen?" antworten nur 35 Prozent mit Ja.
Mit 57 Prozent glaubt mehr als die Hälfte der Befragten, dass die Ukraine auch mit einer deutlich ausgeweiteten Unterstützung keine Chance habe, den Krieg zu gewinnen. Mit Ja antworten vor allem Anhänger von Grünen (59 Prozent), SPD (51 Prozent) und FDP (50 Prozent). Unter den Anhängern der Union sagt nur eine Minderheit von 41 Prozent, dass die Ukraine den Krieg mit deutlich mehr Waffen und Munition gewinnen könne, 52 Prozent glauben das nicht.
Am Montag hatte General Markus Reisner in seinem wöchentlichen Blick auf die Front bei ntv.de gewarnt, die Gefahr eines russischen Durchbruchs sei massiv. "Im schlimmsten Fall könnte ein Einbruch einen Domino-Effekt zur Folge haben. Dann würde der russische Vormarsch womöglich erst am Dnipro gestoppt, also dem Fluss, der die Ukraine in der Mitte teilt." Reisner sagte zugleich, er stimme "zu 100 Prozent" der Auffassung zu, Europa müsse aufhören, den Krieg aus der Westentasche zu finanzieren.
Mit Blick auf die Frage, ob man sich Sorgen mache, "dass Deutschland direkt in den Ukraine-Krieg hineingezogen wird", ist die Bevölkerung bezüglich ihrer Einschätzung in zwei gleich große Gruppen gespalten. 50 Prozent sagen auf eine entsprechende Frage, sie machten sich große oder sehr große Sorgen. Die anderen 50 Prozent entgegnen, dass sie sich weniger große oder keine Sorgen machen.
Sorgen machen sich vor allem Ostdeutsche, Ältere über 45 Jahre, Frauen und die Anhänger von SPD, Union und AfD. Mehrheitlich weniger große oder keine Sorgen machen sich Westdeutsche, Jüngere zwischen 18 und 44, Männer und die Anhänger der Grünen und FDP.
Hintergrund der Frage ist eine Äußerung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. "Es gibt heute keinen Konsens darüber, offiziell Bodentruppen zu entsenden", hatte Macron Ende Februar gesagt. "Aber in der Dynamik darf nichts ausgeschlossen werden. Wir werden alles tun, was nötig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann." Der französische Außenminister Stéphane Séjourné erklärte dazu, Macron habe nicht klassische Bodentruppen gemeint, sondern Einsätze wie bei der Cyberabwehr oder der Minenräumung. "Einige dieser Handlungen könnten eine Präsenz auf ukrainischem Territorium erforderlich machen, ohne die Schwelle zur kriegsführenden Macht zu erreichen", sagte Séjourné. Die Ablehnung einer solchen Truppenentsendung durch Bundeskanzler Olaf Scholz war in der französischen Regierung mit Verstimmung zur Kenntnis genommen worden.
Drei Viertel der Deutschen unterstützen diese Haltung, wie eine Forsa-Umfrage für den "Stern" ergab. 76 Prozent sagten auf eine entsprechende Frage, es sei richtig, dass die Bundesregierung den Einsatz von Bodentruppen kategorisch ausgeschlossen habe. 18 Prozent finden einen Ausschluss des Einsatzes von NATO-Truppen im Krieg zwischen der Ukraine und Russland nicht richtig. 6 Prozent äußerten keine Meinung.
Die Daten zum Krieg in der Ukraine wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 1. und 4. März erhoben. Die Daten zu Meinungen zur Diskussion über einen Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine wurden am 29. Februar und 1. März im Auftrag von RTL Deutschland und dem "Stern" erhoben. Datenbasis: 1006 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Quelle: ntv.de, hvo