Politik

Unter Führung Deutschlands Melnyk fordert "Panzerallianz" für Ukraine

Immer wieder bittet Kiew die Bundesregierung um die Lieferung deutscher Kampfpanzer. Kanzler Scholz sträubt sich allerdings gegen Alleingänge der Bundesrepublik. Der ukrainische Vize-Außenminister Melnyk schlägt deshalb vor, eine "europäische Panzerallianz" zu gründen.

Der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk hat von der Bundesregierung erneut die Lieferung von Kampf- und Schützenpanzern für den Abwehrkampf gegen Russland gefordert. Er wünsche sich von Bundeskanzler Olaf Scholz, "dass er endlich die Zurückhaltung zum Beispiel beim Kampfpanzer 'Leopard' und beim Schützenpanzer 'Marder' überdenkt", sagte der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

"Wenn die Bundesregierung keinen Alleingang bei der Lieferung will, dann könnte Deutschland dabei eine Führungsrolle auf dem Kontinent verfolgen, eine europäische Panzerallianz schmieden." Eine solche Allianz hatte Melnyk bereits im Oktober anlässlich seines Abgangs als Botschafter aus Berlin gefordert. Damals schlug er in der "Welt am Sonntag" vor, dass sich die europäischen Staaten mit vorhandenen Beständen an "Leopard-2"-Panzern zusammenschließen und zehn Prozent der insgesamt 2000 Exemplare in die Ukraine liefern.

Die Ukraine bittet ihre Verbündeten seit langem um Kampf- und Schützenpanzer westlicher Bauart. Nach ukrainischen Angaben laufen Gespräche mit der Bundesregierung über die Lieferung der deutschen Fabrikate "Leopard 2" und "Marder". Kanzler Olaf Scholz will solche Panzer nicht liefern, solange sie auch von anderen Bündnispartnern nicht bereitgestellt werden. Es werde keinen deutschen Alleingang in dieser Frage geben, hat der SPD-Politiker immer wieder betont.

"Was wir auch dringend benötigen, ist Munition"

Melnyk sagte dem RND nun, neben "Leopard" und "Marder" brauche die Ukraine deutsche Panzerfahrzeuge vom Typ "Fuchs" und "Wiesel". Der Fuchs ist ein Transportpanzer, der Wiesel ein leichtes und wendiges Kettenfahrzeug. "Was wir auch dringend benötigen, ist Munition", betonte der Vizeminister.

Mit Blick auf den USA-Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und die amerikanische Zusage zur Lieferung eines Flugabwehrsystems Patriot sagte Melnyk: "Die Ukrainer hoffen, dass auch Kanzler Scholz und die Ampel-Koalition diesem Beispiel der Amerikaner folgen werden, um die militärische Unterstützung meiner Heimat ohne Wenn und Aber massiv zu erhöhen. Das schließt auch deutsche Patriot-Systeme ein." Die Bundeswehr verfügt auch über diese Abwehrwaffen und hat Polen erst kürzlich die Verlegung dreier Systeme zugesichert. Regierungssprecher Steffen Hebestreit hat aber bereits klargemacht, dass nun keine mehr für die Ukraine zur Verfügung stünden.

Melnyk war fast acht Jahre Botschafter in Deutschland und kehrte Mitte Oktober nach Kiew zurück. Er hatte sich mit - für einen Diplomaten ungewöhnlich scharfer - Kritik an der Bundesregierung einen Namen gemacht. In den ersten Monaten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurde er zu einem der häufigsten Gäste in deutschen Talkshows. Unablässig forderte Melnyk Kampfpanzer und Luftabwehrgeschütze und warf der Bundesregierung Zögerlichkeit vor.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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