"Westen muss standhaft bleiben" Melnyk sieht Putin am Rande des Untergangs
21.09.2022, 16:19 Uhr
"Der Beginn vom Untergang dieses maroden chauvinistischen Regimes": Wladimir Putin am Grab des unbekannten Soldaten. (Archiv)
(Foto: picture alliance / Ivan Sekretarev/AP/dpa)
Mit einer Teilmobilmachung will der russische Präsident Stärke zeigen. Für den ukrainischen Botschafter läutet Putin damit gerade sein Ende ein. Während Melnyk für Russland die Stunde Null heraufziehen sieht, verlangt er von Bundeskanzler Scholz Standhaftigkeit.
Der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, bewertet die von Russlands Präsident Wladimir Putin angekündigte Teilmobilmachung als Rückzugsgefecht. "All die Schimpftiraden Putins samt Teilmobilmachung sind nichts anderes als eine weitere Bankrotterklärung Russlands als Militärmacht", sagte Melnyk dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und fügte hinzu: "Das ist aber auch der selbst verkündete Beginn vom Untergang dieses maroden chauvinistischen Regimes."
Putin habe damit höchstpersönlich proklamiert, dass dieses imperialistische Russland ein Riese auf tönernen Füßen ist, fuhr Melnyk fort. Die Teilmobilmachung werde weder einen Befreiungsschlag auf dem Schlachtfeld ermöglichen noch die verbrecherische Clique in Moskau vor der Implosion retten. Ganz im Gegenteil, so Melnyk, das sei eine neue Chance für die russische Gesellschaft, dem Kreml-Tyrannen zu sagen "Njet, chwatit" (etwa "es reicht" oder "genug ist genug").
"Ähnlich wie das Dritte Reich im Mai 1945"
"Russland muss seine Stunde null erleben, ähnlich wie das Dritte Reich im Mai 1945, um überhaupt einen Neustart als Mitglied der zivilisierten Welt zu schaffen", erklärte der ukrainische Diplomat und warnte den Westen vor einer Liebäugelei mit Putins Regime: Jegliche Kompromisse mit der faschistischen Kreml-Bande würden ins Leere laufen.
"Angesichts der Putinschen Verzweiflung und seiner Drohungen, Atomwaffen einzusetzen, sollte sich die deutsche Gesellschaft und die Ampel-Regierung nicht einschüchtern lassen", betonte Melnyk. Man müsse einen klaren Kopf bewahren und noch dezidierter agieren, um die Ukraine ohne Wenn und Aber militärisch zu unterstützen. Melnyk appellierte gegenüber dem RND an Bundeskanzler Olaf Scholz: "Bitte seien Sie standhaft, bitte wackeln Sie nicht wegen des Atomwaffen-Bluffs von Putin, helfen Sie uns Ukrainern, russische Horden zu zerschlagen, liefern Sie uns sofort deutsche Panzer, zeigen Sie endlich Führung!"
Noch deutlicher wurde Melny im Gespräch mit den Funke-Zeitungen: Die "Wutrede" des russischen Präsidenten Wladimir Putin, "mit Wiederholung von atomaren Drohungen, ist eine fette Quittung an die Ampel-Regierung und den Bundeskanzler für ihre immer viel zu ängstliche und zaghafte Politik bezüglich Waffenlieferungen für die Ukraine", sagte Melnyk. Die Bundesregierung solle sofort "das gesamte schwere Kriegsgerät, das nur geht, liefern". Deutschland solle zudem "eine breite europäische Allianz der Gleichgesinnten anführen, um einen erheblichen Teil von 2000 Leopard-2-Panzern an die ukrainische Armee ohne Verzögerung abzugeben", so der Botschafter.
Quelle: ntv.de, mau