Aus Kiew nach Südamerika? Melnyk soll wieder Botschafter der Ukraine werden
11.05.2023, 19:20 Uhr Artikel anhören
Andrij Melnyk, im Oktober 2022 in seinem Berliner Botschafterbüro.
(Foto: picture alliance/dpa)
In Berlin macht sich Melnyk mit seinen undiplomatischen Auftritten einen Namen. Nach sieben Jahren in Deutschland beordert ihn Kiew im vergangenen Jahr zurück. Nun soll er offenbar die nächste heikle Aufgabe bekommen - als Botschafter in Brasilien.
Der aus seiner Zeit in Deutschland bekannte ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk soll offensichtlich Botschafter in Brasilien werden. "Die brasilianische Regierung freut sich, Ihnen mitteilen zu können, dass sie der Ernennung von Herrn Andrij Melnyk zum Botschafter der Ukraine in Brasilien zugestimmt hat", hieß es in einer Mitteilung des brasilianischen Außenministeriums in Brasília. Eine Bestätigung aus Kiew steht bislang noch aus.
Zuvor war der enge Vertraute und außenpolitische Berater des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, Celso Amorim, in Kiew zu Gesprächen beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Melnyk selbst twitterte ein Foto, das ihn mit Amorim zeigt. "Wir verändern langsam die Stimmung zwischen der Ukraine und Brasilien", schrieb er dazu.
Brasilien absolviert im Ukraine-Krieg einen diplomatischen Balanceakt zwischen dem Westen sowie Russland und China. Zuletzt kritisierte Präsident Lula den russischen Überfall auf die Ukraine bei einem Staatsbesuch in Portugal. Trotz seiner Kritik an Russland forderte Lula, der sich mit China als Vermittler ins Spiel bringen möchte, jedoch keinen Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine. Stattdessen bekräftigte er seine Forderung nach Friedensgesprächen. Der Krieg könne "nicht unendlich weitergehen".
Während seines China-Besuchs vor einigen Wochen hatte Lula zudem für erhebliche Irritationen in den USA und Europa gesorgt. Damals kritisierte er die Militärhilfe der NATO und anderer für die Ukraine. "Die USA müssen aufhören, den Krieg zu fördern und anfangen, über Frieden zu reden. Die EU muss anfangen, über den Frieden zu reden", sagte er. Die USA warfen Lula vor, Propaganda Moskaus und Pekings "nachzuplappern".
Melnyk war von 2014 bis 2022 ukrainischer Botschafter in Deutschland. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor über 14 Monaten wurde der 47-Jährige in der deutschen Öffentlichkeit durch seine teils undiplomatischen Auftritte bekannt. Im Juli vergangenen Jahres wurde er nach Kiew zurückbeordert. Seit November 2022 bekleidete er den Posten des Vizeaußenministers. Er ist dabei auch für die Beziehungen zu den lateinamerikanischen Staaten zuständig. In den vergangenen Tagen machte Melnyk durch harsche Angriffe auf seinen Nachfolger in der ukrainischen Botschaft in Berlin, Oleksii Makeiev, von sich reden.
Quelle: ntv.de, ses/dpa