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Hoffnung auf klärendes Gespräch Melnyk würde sich bei Scholz entschuldigen

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Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, würde sich bei Bundeskanzler Olaf Scholz entschuldigen.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, würde sich bei Bundeskanzler Olaf Scholz entschuldigen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der umstrittene Botschafter der Ukraine in Deutschland, Melnyk, gibt sich kurz vor seinem Abschied versöhnlich. Er würde Kanzler Scholz in einem Gespräch danken, sich gar entschuldigen - aber auch um weitere Waffenlieferungen bitten. Bei einer anderen Frage zeigt er dagegen wenig Einsicht.

Der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hofft vor Ende seines Dienstes noch auf ein klärendes Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz. "Es würden zehn Minuten ausreichend sein, um einiges mitzuteilen, mich zu bedanken, auch zu entschuldigen, aber auch zu bedanken, was uns in diesem halben Jahr zuteilwurde", sagte Melnyk am Mittwochabend in der Sendung "RTL direkt".

Er wolle Scholz aber auch darauf hinweisen, wie wichtig weitere Waffenlieferungen seien, fügte Melnyk hinzu. Er habe die Hoffnung, "dass der Kanzler trotz der Zögerlichkeit der vergangenen Monate begreift: Es ist notwendig, es ist auch im deutschen Interesse, dass dieser Krieg schnell vorbei ist."

Melnyk brachte außerdem Altbundeskanzlerin Angela Merkel als mögliche Vermittlerin zwischen der Ukraine und Russland ins Spiel. "Ich glaube, Frau Merkel könnte, wenn sie nur wollte, an einem bestimmten Punkt des Krieges - noch nicht jetzt - irgendwann eine bestimmte Rolle spielen", sagte er dem "Spiegel". "Putin, so mein Eindruck, respektiert Frau Merkel immer noch. Deshalb könnte Frau Merkel durchaus ihren Beitrag leisten in dem Augenblick, wo Putin nach einer Exitstrategie sucht."

Merkel könnte Fehler korrigieren

Für Merkel wäre dies eine "neue Chance, ihre fatalen Fehler im Umgang mit Russland zu korrigieren und so in die Geschichte eingehen", führte Melnyk aus. Er wisse zwar, dass auch in der Ukraine "sehr viele beim Namen Merkel schaudern". Aber wenn es um die Beendigung des Krieges gehe, "sollte auch die Option Merkel nicht außer Acht gelassen werden". Die ehemalige Bundeskanzlerin trage "immer noch eine enorme Verantwortung für unser Land", mahnte er.

Melnyk ist seit Ende 2014 Botschafter in Deutschland. Anfang Juli unterzeichnete der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj ein Dekret zu seiner Abberufung. Melnyk soll im Oktober die Geschäfte an seinen Nachfolger übergeben.

Der Diplomat hatte die deutsche Politik angesichts des russischen Angriffskriegs in seiner Heimat immer wieder scharf kritisiert und der Bundesregierung eine zu zögerliche Haltung, insbesondere in der Frage der Waffenlieferungen für Kiew, vorgeworfen. Mit seinen Äußerungen sorgte er oft für Wirbel, etwa als er Scholz als "beleidigte Leberwurst" bezeichnete.

Melnyk wollte Öffentlichkeit aufrütteln

Dem TV-Sender "Welt" sagte Melnyks auf die Frage, ob seine provokanten Äußerungen stets nötig gewesen seien: "Ich glaube schon". Insbesondere am Anfang des Krieges "gab es hier in Deutschland nicht unbedingt das Gefühl, wie schrecklich und barbarisch dieser Krieg geführt wird". Er habe keinen anderen Weg gesehen, auf die Not der Menschen in der Ukraine hinzuweisen, sagte Melnyk. "Das war der einzige Grund, um nicht nur die Politik, aber eben zum Teil leider auch die Öffentlichkeit aufzurütteln und darauf hinzuweisen."

Seine Zeit als Botschafter in Berlin bezeichnete Melnyk dessen ungeachtet als "Traumjob". "Der Abschied fällt mir schwer, aber ich freue mich auf die neuen Aufgaben, die auf mich warten."

Quelle: ntv.de, als/AFP

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