"Beleidigte Leberwurst" genannt Melnyk will sich bei Scholz persönlich entschuldigen
22.06.2022, 18:11 Uhr
Sein Präsident Selenskyj sei von der "Leberwurst"-Aussage "not amused" gewesen, bei seinem Chef, Außenminister Kuleba, musste Melnyk sich erklären.
(Foto: IMAGO/Christian Spicker)
Nach dem Besuch von Bundeskanzler Scholz in der Ukraine scheint vieles anders. Auch der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, nimmt den Kanzler offenkundig positiver wahr und kündigt eine Entschuldigung an - in einem Interview, in dem er nicht an Lob für Deutschland spart.
Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, will sich bei Bundeskanzler Olaf Scholz für seine "Leberwurst"-Aussage persönlich entschuldigen. "Das ist eine Äußerung, die ich im Nachhinein natürlich bedauere", sagte Melnyk im Gespräch mit dem "Spiegel". "Ich werde mich bei ihm persönlich entschuldigen", fügte er hinzu. Die Äußerung sei "diplomatisch nicht angemessen" gewesen und habe "viele Menschen nicht nur in Deutschland vor den Kopf gestoßen".
Scholz besuchte nach langem Zögern Mitte Juni die Ukraine. Anfang Mai hatte er allerdings entschieden, vorerst nicht nach Kiew zu reisen. Zuvor war Bundespräsident Steinmeier kurz vor seinem avisierten Besuch in Kiew von der ukrainischen Regierung ausgeladen worden. Melnyk sagte daraufhin, der SPD-Kanzler spiele "eine beleidigte Leberwurst".
Melnyks Aussage sorgte auch innerhalb der ukrainischen Regierung für Unmut: "Mein Präsident war not amused", sagte Melnyk über die Reaktion Wolodymyr Selenskyjs. Melnyk sagte, er habe dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba seine Aussage erklären müssen. Der Botschafter fügte hinzu, er habe noch nicht mit dem Kanzler darüber gesprochen, hoffe aber, diese Möglichkeit zu haben.
Melnyk bekundete zudem, Deutschland zu lieben und sagte, er könne sich vorstellen, auch nach seiner Amtszeit als Botschafter dauerhaft in Deutschland zu bleiben: "Ich wäre nicht nach Deutschland gekommen, auch als Diplomat, wenn ich die Sprache nicht geliebt hätte, die Kultur nicht genossen hätte und auch die Menschen nicht respektiert hätte", sagte er.
Zu den negativen Reaktionen von Teilen der deutschen Öffentlichkeit auf seine Aussagen seit Kriegsbeginn sagte Melnyk: "Bei alledem, was wir heute in diesen Kriegstagen hören müssen von vielen Deutschen: Ich liebe nach wie vor Deutschland als Land."
Quelle: ntv.de, mpe