"Zahl illegaler Migranten hoch" Meloni paktiert mit Libyen gegen Boots-Flüchtlinge
28.01.2023, 18:02 Uhr
Die "Geo Barents" von Ärzte ohne Grenzen erreichte mit 237 Geretteten den Hafen von La Spezia in Norditalien.
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Was spielt sich vor der Küste Libyens ab? Menschenrechtler werfen dem Land vor, Flüchtlinge gegen ihren Willen auf hoher See abzufangen und in Lager zu stecken. Bei einem Besuch in Tripolis erklärt Italiens Ministerpräsidentin Meloni, sie wolle die Küstenwache dort mit mehr EU-Geldern ausstatten.
Italien und Libyen haben sich darauf verständigt, künftig noch stärker gegen Bootsmigranten im Mittelmeer vorzugehen. Das gab die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bei einem Besuch in Tripolis bekannt. "Die Zahl der illegalen Migranten ist weiterhin zu hoch", sagte die ultrarechte Politikerin nach einem Treffen mit dem libyschen Regierungschef Abdul Hamid Dbaiba. "Wir glauben, dass man hier mehr tun kann und mehr tun muss."
Italien will der libyschen Küstenwache deshalb mit EU-Geldern fünf neue Schnellboote liefern. Eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieb der italienische Außenminister Antonio Tajani, wie er auf Twitter mitteilte. Meloni betonte, diese Boote sollten dafür eingesetzt werden, Migranten und Flüchtlingen in Seenot zu helfen. Internationale Hilfsorganisationen werfen den Libyern aber vor, schon jetzt mit ihrer Küstenwache Flüchtenden nicht zu helfen, sondern sie abzufangen und gegen ihren Willen zurück in das nordafrikanische Land zu bringen.
Dort berichten Flüchtlinge und Migranten regelmäßig von Misshandlungen; Menschenrechtsorganisationen stufen das Bürgerkriegsland als keinen sicheren Ort für Flüchtende ein. Ein großer Teil der Menschen, die von Nordafrika aus mit teils seeuntauglichen Booten gen Norden fahren, legt von der libyschen Küste ab. Viele erreichen so Süditalien - einige werden von freiwilligen Seenotrettern entdeckt und an Bord geholt.
Seenotretter werfen Rom Schikane vor
Eines dieser Schiffe, die "Geo Barents" von Ärzte ohne Grenzen, erreichte am heutigen Samstag mit 237 Geretteten den Hafen von La Spezia in Norditalien. Die mehr als 1000 Kilometer von der Rettungszone vor Libyen entfernte Stadt in der Region Ligurien war der Crew als Anlaufstelle zugewiesen worden. Dort gingen die Leute an Land.
Das Schiff "Ocean Viking" des Vereins SOS Méditerranée wurde mit 95 Migranten nach Carrara etwas südlich von La Spezia geschickt. Die Helfer kritisieren scharf, dass sie derzeit keine näher gelegenen Häfen etwa auf Sizilien zugewiesen bekommen und werten dieses Vorgehen der Regierung als Schikane. Das private deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" war am Wochenende auf dem Weg von Spanien ins zentrale Mittelmeer für einen neuen Einsatz.
Quelle: ntv.de, lve/dpa