Politik

Jahrelange Geiselhaft in Libyen Menschenhändler erschießen Migranten

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Diese Migranten wurden von der libyschen Küstenwache aufgegriffen und werden in ein Land gebracht, wo sie oft Folter und der Tod erwartet.

(Foto: dpa)

Zuletzt kommen weniger Flüchtlinge aus Libyen über das Mittelmeer. Von denen, die es versuchen, werden viele vor der Küste abgefangen und in das Bürgerkriegsland zurückgeschickt. Ein grauenhafter Vorfall zeigt, welch unerträglichen Zustände dort herrschen.

Libysche Menschenhändler haben nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mindestens 15 aus Gefangenschaft fliehende Migranten erschossen. Dutzende weitere seien nahe der Stadt Bani Walid im Nordwesten des Landes verletzt worden, teilte die Organisation mit. Sie seien von den Geiselnehmern angeschossen worden, als diese sie wieder einfangen wollten.

Mehr als 100 Menschen seien zuvor aus einem Geheimgefängnis ausgebrochen, hieß es weiter. Die Überlebenden, vor allem Teenager, stammten den Angaben zufolge hauptsächlich aus Eritrea, Äthiopien und Somalia und strebten Asyl in Europa an. Sie berichteten, bis zu drei Jahre lang gefangen gewesen zu sein.

Vor der libyschen Küste sind in den vergangenen Tagen nach Angaben von Helfern mehr als 1500 Menschen aus Seenot gerettet worden. Allein am Donnerstag und Freitag hätten Schiffe von Nichtregierungsorganisationen (NGO), sowie der italienischen Küstenwache und Marine diese Zahl von Migranten vor dem Ertrinken gerettet, teilte die Hilfsorganisation SOS Mediterranee mit. Deutsche Helfer haben im Mittelmeer 128 Menschen aus Seenot gerettet.

Nachdem die Organisation Sea-Eye bereits am Donnerstag bei der Rettung von 157 Menschen mitgeholfen hatte, sei ihr Rettungsschiff Seefuchs am Freitag zu einem überfüllten Schlauchboot ausgerückt, teilte die Regensburger Organisation mit. An Bord waren auch acht Kleinkinder und 42 Frauen, neun von ihnen schwanger. Das Boot habe wegen eines Motorschadens nicht mehr manövrieren können.

Nahles: "Können nicht alle aufnehmen"

Seit Monaten werden deutlich weniger Flüchtlinge in den internationalen Gewässern des Mittelmeers gerettet. Viele Menschen, die von Libyen aus die Flucht nach Europa wagen, werden bereits in den Hoheitsgewässern geborgen und zurück in das Bürgerkriegsland gebracht. In Italien kamen im Mai bislang lediglich 1349 Gerettete an. Im Mai 2017 waren es noch fast 23.000 gewesen.

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles forderte die Grünen auf, die von der Koalition vereinbarte Einstufung der Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer im Bundesrat nicht länger zu blockieren. Die Anerkennungsquoten für Asylbewerber aus Marokko, Algerien und Tunesien liege unter fünf Prozent. "Daher ist es in der Sache richtig, die Maghreb-Staaten zu sicheren Herkunftsländern zu erklären", sagte Nahles der "Passauer Neuen Presse". "Dazu müssen sich auch die Grünen im Bundesrat bewegen."

Eine Einstufung als sichere Herkunftsstaaten könnte die Asylverfahren von Bürgern dieser Länder vereinfachen und damit beschleunigen. "Menschen, die weder geduldet noch als Asylbewerber anerkannt werden, müssen schneller Klarheit haben, dass sie nicht bleiben können und zurückgebracht werden", sagte Nahles. Das gehöre unweigerlich zur Willkommenskultur dazu. "Sie funktioniert nur zusammen mit einem durchsetzungsstarken Rechtsstaat. Wer Schutz braucht, ist willkommen. Aber wir können nicht alle bei uns aufnehmen."

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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