Politik

Verbot "präzise formulieren" Merkel: Burka behindert Integration

Das deutsche Recht schützt "auch die Freiheit, anders zu sein als die Mehrheit es sich wünscht oder vorstellt", sagte die Kanzlerin.

Das deutsche Recht schützt "auch die Freiheit, anders zu sein als die Mehrheit es sich wünscht oder vorstellt", sagte die Kanzlerin.

(Foto: AP)

In der Debatte um ein Burka-Verbot warnt Angela Merkel vor einfachen Lösungen: Zwar ist die Vollverschleierung nach Ansicht der Kanzlerin ein Integrationshemmnis, dennoch dürfe die Religionsfreiheit nicht leichtfertig geopfert werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Nachdruck für Religionsfreiheit und Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen geworben - weltweit, aber auch in Deutschland. Dies sei "ein Kernbereich dessen, was unser Land ausmacht", sagte die CDU-Vorsitzende bei einer Veranstaltung der Unions-Bundestagsfraktion in Berlin. In der Debatte um ein Verbot der Vollverschleierung mahnte die Kanzlerin zur Zurückhaltung.

Die Religionsfreiheit in Deutschland darf nach Ansicht Angela Merkels nicht verletzt werden.

Die Religionsfreiheit in Deutschland darf nach Ansicht Angela Merkels nicht verletzt werden.

(Foto: AP)

"Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten ethnisch, kulturell und weltanschaulich vielfältiger geworden", so Merkel. Es gehöre nach wie vor zur Religionsfreiheit, "seinen Glauben öffentlich bekunden zu dürfen und das eigene Verhalten an religiösen Lehren und Traditionen auszurichten" - auch dann, wenn manches von Angehörigen anderer Religionen "uns befremden mag". "Das gilt auch in Bezug auf Bekleidungsvorschriften."

Offen für ein Burka-Teilverbot

"Freiheitsrechte schützen auch die Freiheit, anders zu sein als die Mehrheit es sich wünscht oder vorstellt", sagte die Kanzlerin. Zwar halte sie persönlich "eine Vollverschleierung für ein großes Hindernis bei der Integration", doch Einschränkungen könne es nur geben, wenn andere Grundrechte verletzt würden. "Gelebte Vielfalt ist die logische Konsequenz von Freiheit", sagte Merkel. Und eine Einschränkung dieser Vielfalt habe "gravierende Folgen für unsere freiheitlichen Prinzipien".

Zwar räumte sie ein, dass die Möglichkeiten des Kennenlernens und des Einschätzens der Persönlichkeit stark eingeschränkt würden, wenn das Gesicht im Verborgenen bleibe. Dennoch könne sie "nur davor warnen, mit vermeintlich einfachen Mitteln das Rad der Zeit zurückdrehen zu wollen". In der Burka-Debatte müsse der Staat deshalb sehr präzise formulieren, in welchen Bereichen eine Vollverschleierung nicht akzeptabel sei - etwa beim öffentlichen Dienst oder vor Gericht.

Mehr Islamunterricht an Schulen

Zudem müsse man die Sorgen der jüdischen Gemeinden vor wachsendem Antisemitismus ernst nehmen, sagte die Kanzlerin mit Blick auf die Befürchtung, der Antisemitismus könne mit der steigenden Zahl muslimischer Flüchtlinge aus dem Nahen Osten zunehmen. "In ihrer Heimat sind leider auch Antisemitismus und der Hass auf Israel allzu selbstverständlich", so Merkel. Auch deshalb sei die Vermittlung von Religionsfreiheit bei der Integration so wichtig - dies schließe auch die Aufklärung und Ausbildung etwa von Imamen in Deutschland ein.

Merkel sprach sich darüber hinaus für mehr islamischen Religionsunterricht in den Schulen aus. "Ich bin fest davon überzeugt: Je besser die religiöse Bildung, desto fundierter auch der Dialog zwischen den Glaubensgemeinschaften und desto größer das gegenseitige Verständnis."

Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP/rts

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