Johannes Vogel im "Frühstart" "Merz sollte für Klarheit in der CDU sorgen"
03.05.2022, 10:14 Uhr
FDP-Fraktionsgeschäftsführer Johannes Vogel verteidigt den ukrainischen Botschafter. Den offenen Brief von "Emma"-Herausgeberin Alice Schwarzer kritisiert Vogel als geschichtsvergessen.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, hat den ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk gegen Kritik in Schutz genommen. "Die Wortwahl des ukrainischen Botschafters war auch in den letzten Wochen sehr robust", sagte Vogel im "Frühstart" von ntv.
Melnyk hatte Bundeskanzler Olaf Scholz eine "beleidigte Leberwurst" genannt, nachdem dieser erklärt hatte, die Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier durch die Ukraine stehe seiner Reise im Weg. "Eine beleidigte Leberwurst zu spielen, klingt nicht sehr staatsmännisch", sagte Melnyk. "Es geht um den brutalsten Vernichtungskrieg seit dem Nazi-Überfall auf die Ukraine, es ist kein Kindergarten."
Vogel sagte, dass man aufgrund der emotionalen Lage der Ukrainer auch Verständnis für solche Äußerungen haben müsse: "Die Ukraine und alle Regierungsvertreter sind einem furchtbaren Angriffskrieg ausgesetzt, inklusive grauenvoller Kriegsverbrechen. Da habe ich emotional für alles Verständnis." Daher sollte man sich mit den Äußerungen des Botschafters oder mit dem ukrainischen Einreiseverbot des Bundespräsidenten nicht zu lange aufhalten. Dagegen müsse man sich weiter die Frage stellen, was getan werden kann, damit die Ukraine den Krieg nicht verliert.
Anders als Scholz reist CDU-Chef Friedrich Merz an diesem Dienstag nach Kiew. Für Vogel sollte das Wettrennen um die Präsenz in Kiew aber keine Priorität für die Politik sein: "Die Fragen, wer reist wann und wer reist zuerst nach Kiew, beschäftigt uns vor allem innenpolitisch", sagte Vogel. Es sei zwar wichtig, Gespräche zu führen, aber bedeutsamer sei vor allem die Substanz: "Wichtiger ist, wie wir die Ukraine unterstützen und dass wir da vorankommen."
Vogel nahm den CDU-Chef auch in die Pflicht: "Friedrich Merz sollte neben dem Reisen nicht vergessen, auch für Klarheit in der eigenen Partei zu sorgen", sagte der FDP-Politiker und verwies auf Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der den offenen Brief von Alice Schwarzer und weiteren Prominenten verteidigt hatte. Vogel dagegen kritisierte den Brief und sagte: "Diese Position halte ich für unverantwortlich, für geschichtsvergessen und für ganz fatal im Umgang mit Despoten wie Putin."
Quelle: ntv.de, dhe