Politik

Ukraine geografisch gut gelegen Militäranalyst traut Russland keine Großoffensiven zu

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Die jüngsten Angriffe auf russische Logistik könnten schon Vorbereitungen auf die Großoffensive der Ukraine gewesen sein.

Die jüngsten Angriffe auf russische Logistik könnten schon Vorbereitungen auf die Großoffensive der Ukraine gewesen sein.

(Foto: REUTERS)

Seit Monaten bereitet die Ukraine eine Offensive vor. Dem Militäranalysten Masuhr zufolge ist sie bereits angelaufen. Nun gehe es darum, so viele Angriffspunkte wie möglich gleichzeitig anzugehen - und die "Russen vor das Dilemma zu stellen, auf welche der Angriffsachsen sie sich konzentrieren sollen".

Bei der angekündigten ukrainischen Offensive sieht Militäranalyst Niklas Masuhr einen geografischen Vorteil für die ukrainische Armee. Wenn sie an verschiedenen Stellen der Front vorstoße, habe sie kürzere Wege, wenn sie Truppen zur Verstärkung an Brennpunkte verlegen wolle. Die russische Armee habe längere Routen, weil sie sich nur im besetzten Territorium in südlichen und östlichen Gebieten der Ukraine bewegen kann, sagte Masuhr, Forscher am Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich.

Wie andere Analysten geht Masuhr auch davon aus, dass Elemente der Offensive bereits begonnen haben. "So etwas geht ja nicht mit einer roten Startrakete los", sagte er. Die jüngsten ukrainischen Angriffe auf russische Logistik dürften eine vorbereitende Rolle spielen. Analysten halten nach Angaben von Masuhr drei wesentliche offensive Richtungen für möglich: bei der Großstadt Cherson im Süden, im Norden und bei Saporischschja in der Zentralukraine. Sie gingen von wechselnden offensiven Schwerpunkten aus, ergänzt durch kleinere Offensiven, um die Russen an mehreren Punkten in Gefechte zu ziehen. "Für die Ukrainer wird es darum gehen, die Russen vor das Dilemma zu stellen, auf welche der Angriffsachsen sie sich konzentrieren sollen", sagte Masuhr.

Frühere Erfolge der Ukrainer seien kein guter Indikator für einen möglichen Ausgang: "Die Gegenoffensiven der Ukrainer im Herbst waren eine andere Hausnummer", sagte Masuhr. "Die russischen Truppen waren geschwächt und den Ukrainern gelang es, sie teils zu isolieren und ihre Logistik zu zerstören." Damals drängten die Ukrainer russische Truppen im Osten und Süden zurück und befreiten besetztes Territorium. Heute hätten die Russen Befestigungsstellungen an der Front. "Die Ukrainer haben im bisherigen Kriegsverlauf noch keine großen Vorstöße gegen eingegrabene, vorbereite russische Truppen durchgeführt", sagte Masuhr.

Mit größeren russischen Offensivbemühungen rechnet er nicht. "Nach dem Zustand der Truppen zu urteilen sind Russland keine Offensiven auf breiter Front wie am Anfang des Krieges zuzutrauen", sagte Masuhr. Ukrainische Nachschubprobleme könnten mittelfristig dennoch zu einem Problem werden. "Falls insbesondere der Verbrauch der Luftabwehrmunition auf ukrainischer Seite es der russischen Luftwaffe erlaubt, eine größere Rolle zu spielen, verändert sich die Gleichung möglicherweise, zumindest phasenweise." Für das Durchbrechen der russischen Verteidigungsstellen brauche die Ukraine unter anderem Minenräumfahrzeuge, ebenso nach wie vor jede Menge Artilleriemunition.

Quelle: ntv.de, cls/dpa

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