500.000 Pfund für Glockenschlag Mit Big Ben den Brexit einläuten?
16.01.2020, 00:58 Uhr
Schon vor der Verhüllung des Turms 2017 stritt Großbritannien über den Brexit.
(Foto: picture alliance / Dominic Dudle)
Nigel Farage kann es kaum abwarten, den "Happy Brexit Day" mit fröhlichem Glockengeläut einzuleiten. Da der Big Ben allerdings saniert wird, ist die Realisierung des Events nicht einfach - und nicht billig. Jetzt versuchen Brexiteers die Glockenschläge mit Spenden zu finanzieren.
Rund zwei Wochen vor dem Brexit ist ein Streit entbrannt, ob die Glocken des Londoner Wahrzeichens Big Ben zum Austritt aus der Europäischen Union läuten sollen. Großbritannien verlässt die Staatengemeinschaft am 31. Januar. Nahe dem Parlament will Nigel Farage an dem Abend mit der EU-kritischen Organisation "Leave means Leave" den "Happy Brexit Day" feiern.
Eigentlich war das Glockengeläut zum EU-Austritt wegen der Kosten von etwa 500.000 Pfund (knapp 585.000 Euro) schon im Parlament abgeschmettert worden. Doch seit Premierminister Boris Johnson vorgeschlagen hat, die Glockenschläge mit Spenden zu finanzieren, sind Aktionen auf der Spendenplattform GoFundMe gestartet - bisher allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Brexiteers gehen aber davon aus, dass die Summe schnell zusammenkommt.

Zum Ärger vieler Touristen ist von dem berühmten Wahrzeichen zur Zeit wenig zu sehen - und zu hören.
(Foto: picture alliance/dpa)
Farage twitterte, er feiere mit Brexit-Anhängern am Parliament Square den "großen Moment in der Geschichte dieser Nation". Die Genehmigung für die Veranstaltung liege nun vor, so der Chef der Brexit-Partei. Der Big Ben wird seit 2017 saniert und müsste für die Glockenschläge in der Nacht zum 1. Februar wieder partiell hergerichtet werden. Unter anderem ist ein neuer Boden notwendig.
Kritiker: Staat und Kirche dürfen nicht vermischt werden
Wenn es nach dem Willen vieler Brexit-Befürworter geht, sollten bei der Trennung Großbritanniens von der Europäischen Union gleich alle Kirchen im Land ihre Glocken läuten. Kritiker wiesen das mit dem Hinweis zurück, dass Politik und Religion nicht vermischt werden dürften. Parlamentspräsident Lindsay Hoyle betonte, dass nicht nur die immensen Kosten ein Argument gegen die Glockenschläge seien. "Wir müssen auch bedenken, dass nur die Leute, die in Westminster leben oder dort zu Besuch sind, die Glockenschläge hören können."
Vor mehr als 160 Jahren, am 11. Juli 1859, ertönte das erste Mal die große Glocke - der Big Ben - neben dem Parlament in Westminster. Die Briten nennen auch liebevoll den ganzen Turm so. Das Wahrzeichen, zur Enttäuschung von Touristen hinter den Gerüsten und Plastikplanen zurzeit kaum zu erkennen, ist inzwischen nach der britischen Königin benannt: Es heißt jetzt offiziell Elizabeth Tower. Der fast 14 Tonnen schwere Big Ben schlägt normalerweise stündlich, die kleineren Glocken im Viertelstundentakt. Nur zu ganz besonderen Anlässen - etwa Silvester - ist das Läuten in der Bauphase jetzt noch zu hören.
Benannt wurde der Big Ben vermutlich nach dem britischen Baumeister und Politiker Sir Benjamin "Ben" Hall (1802-1867). Eine andere Theorie besagt, dass die gewaltige Glocke nach dem Schwergewichtsboxer Ben Caunt benannt worden ist.
Quelle: ntv.de, can/dpa