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"Wäre eine kluge Sache" Mit Putin telefoniert? Da weicht Trump lieber aus

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Donald Trump präsentierte in Chicago wieder einmal seine eigene Version der Geschichte.

Donald Trump präsentierte in Chicago wieder einmal seine eigene Version der Geschichte.

(Foto: REUTERS)

Hat Donald Trump mit Kreml-Chef Wladimir Putin telefoniert, als er nicht mehr im Weißen Haus saß? Das behauptet Bob Woodward. Trump will darauf nicht eingehen - hält die Idee aber für "klug". Zum Sturm auf das Kapitol verbreitet er derweil Lügen.

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat eine Antwort auf die Frage verweigert, ob er nach seiner Amtszeit mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen hat. "Ich kommentiere das nicht", sagte er bei einer Veranstaltung des Chicago Economic Club. "Aber ich sage Ihnen, wenn ich es getan hätte, wäre es eine kluge Sache. Wenn ich freundlich zu den Menschen bin, wenn ich eine Beziehung zu den Menschen haben kann, dann ist das eine gute Sache und keine schlechte Sache in Bezug auf ein Land."

Der Journalist Bob Woodward hatte in seinem neuen Buch "War" (Krieg) berichtet, Trump habe nach seinem Ausscheiden aus dem Amt mehrere private Telefonate mit Putin geführt und ihm in der Hochphase der Pandemie Corona-Tests geschickt. Trumps Sprecher Steve Cheung dementierte dies. Trump selbst sagte dem ABC-Journalisten Jonathan Karl, Woodward sei "ein Geschichtenerzähler. Ein schlechter. Und er hat seinen Verstand verloren."

Bei der Veranstaltung hielt Trump auch an der Behauptung fest, der Machtübergang nach der Wahl 2020 sei friedlich verlaufen. Trump, der sich am 6. Januar 2021 geweigert hatte, seine Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden einzugestehen, sagte, in der Menge habe "Liebe und Frieden" geherrscht.

Tatsächlich stürmten jedoch seine Anhänger das US-Kapitol in Washington. Sie zertrümmerten dabei Fenster, rammten Türen ein und lieferten sich gewaltsame Zusammenstöße mit der Polizei, bei denen mehr als 100 Menschen verletzt wurden. "Es war ein friedlicher Machtübergang", sagte Trump dazu. Die dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten wohlgesonnenen Teilnehmer des Events in Chicago buhten den Interviewer aus, als dieser die Behauptung in Frage stellte.

Chef der Kapitolspolizei ist empört

Trump äußerte weitere Unwahrheiten: Er sagte etwa, dass "keiner dieser Leute eine Waffe hatte" und dass "niemand getötet" worden sei, abgesehen von Ashli Babbitt, einer Trump-Unterstützerin, die von der Polizei erschossen wurde. Tatsächlich starben fünf Menschen bei den Ausschreitungen und unmittelbar danach, darunter der Polizist Brian Sicknick. Vier weitere Beamte, die an dem Tag im Einsatz waren, nahmen sich in den folgenden Wochen und Monaten das Leben.

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Viele der Randalierer trugen Waffen, darunter Schusswaffen, Messer, Schlagringe, eine Mistgabel, einen Vorschlaghammer und einen Bogen. Sie nutzten auch improvisierte Waffen, etwa Fahnenstangen, ein Tischbein, einen Hockeyschläger und eine Krücke, um Polizisten anzugreifen. Ein Angreifer wurde angeklagt, weil er auf ein Baugerüst kletterte und in die Luft schoss. Trump sagte, "eine Menge seltsamer Dinge sind passiert". So seien seine Anhänger ins Gebäude gewunken worden.

J. Thomas Manger, der Chef der Kapitolspolizei, erklärte, es sei empörend und falsch, zu behaupten, dass die Beamten den Randalierern geholfen und sich als "Tourguides" betätigt hätten. Die Polizei sei von dem Ansturm überfordert und zahlenmäßig unterlegen gewesen. In vielen Fällen habe sie auf Deeskalationstaktiken zurückgegriffen, um die Randalierer zum Verlassen des Gebäudes zu bewegen. Es gab demnach auch Fälle, in denen Polizisten sich zurückzogen oder zur Seite traten. Es gebe jedoch keinerlei Beweise, dass Polizisten Randalierer in das Kapitol gelotst hätten.

Quelle: ntv.de, mli/AP

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