Politik

"Ein sehr großes Ding" "Monarchie-Fan" Trump in Großbritannien angekommen

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Hand in Hand verlassen der US-Präsident und First Lady Melania die Air Force One.

Hand in Hand verlassen der US-Präsident und First Lady Melania die Air Force One.

(Foto: REUTERS)

Kutschfahrt, Empfang auf Schloss Windsor, Staatsbankett - mit einem pompösen Spektakel versucht Großbritanniens Führung, den US-Präsidenten bei dessen Staatsbesuch milde zu stimmen. Am Abend landen die Trumps in London. Dort hält sich die Begeisterung in Grenzen.

US-Präsident Donald Trump und seine Frau First Lady Melania sind zu einem mehrtägigen Staatsbesuch in Großbritannien eingetroffen. Beide stiegen gemeinsam aus der Präsidentenmaschine Air Force One aus und gingen Hand in Hand die Treppe hinunter. Außenministerin Yvette Cooper begrüßte sie am Flughafen London Stansted. "Viele Dinge hier erwärmen mein Herz", sagte Trump zu Reportern nach seiner Ankunft. "Es ist ein ganz besonderer Ort." Der 79-Jährige drückte zudem seine Bewunderung für König Charles III. aus. "Er seit langer Zeit ein Freund von mir und jeder respektiert ihn", sagte Trump, als er mit dem Hubschrauber in Winfield House, der Residenz des US-Botschafters in London, ankam, wo er die Nacht verbringt. "Morgen wird ein sehr großer Tag."

Auf dem Hinflug hatte Trump seinen zweiten Staatsbesuch im Vereinigten Königreich als "große Ehre" bezeichnet. Der Besuch werde "ein sehr großes Ding" werden, sagte er vor mitreisenden Journalisten.

Die Trumps übernachten in der US-Botschafterresidenz. Am Vormittag werden sie zum offiziellen Auftakt des Staatsbesuchs auf Schloss Windsor von Thronfolger Prinz William und dessen Frau Catherine begrüßt. Anschließend steht eine gemeinsame Kutschfahrt mit König Charles III. an, auch Königin Camilla hofft, trotz einer Erkältung dabei zu sein. Nach einer Militärzeremonie mit Überflug soll es am Abend ein Staatsbankett geben. Trump nannte König Charles vor dem Abflug einen "Freund", der sein Land sehr gut vertrete.

Am Donnerstag kommt der US-Präsident mit dem britischen Premierminister Keir Starmer zusammen. Vor seinem Abflug hatte Trump gesagt, er wolle seinen Besuch nutzen, um das beiderseitige Handelsabkommen vom Mai weiter auszuarbeiten. Die USA und Großbritannien hatten Anfang Mai ein Grundsatzabkommen zu Zöllen und zum Handel geschlossen. Auf Starmers Landsitz Chequers soll ein milliardenschweres Wirtschaftsabkommen zu Technologie und Atomkraft unterzeichnet werden. Starmer will Großbritannien dabei als Ziel für US-Investitionen präsentieren. So kündigte Microsoft an, in den nächsten vier Jahren über 30 Milliarden Dollar zu investieren, während Google fünf Milliarden Pfund (6,8 Milliarden Dollar) unter anderem für ein neues Rechenzentrum zusagte. Neben wirtschaftlichen Fragen dürfte bei den Beratungen auch der Krieg in der Ukraine und die Lage im Gazastreifen eine Rolle spielen.

Trump ist der erste US-Präsident überhaupt, dem die Ehre eines zweiten Staatsbesuchs in Großbritannien zuteil wird. Er bezeichnet sich selbst als großen Fan der britischen Monarchie. Bereits 2019 war er während seiner ersten Amtszeit zu einem Staatsbesuch nach Großbritannien gereist. Damals wurde er von Königin Elizabeth II., der 2022 verstorbenen Mutter von König Charles III., empfangen.

Gegner protestieren vor Schloss Windsor

Die Öffentlichkeit wird Trump bei seinem Besuch diesmal kaum zu Gesicht bekommen, um ihm unerfreuliche Situationen zu ersparen. Kurz vor seiner Ankunft versammelten sich Dutzende Gegner vor dem Schloss in Windsor. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Trump Go Home" ("Trump geh' nachhause") oder "Release the Epstein Files" ("Veröffentlicht die Epstein-Akten"), wie auf Bildern der Nachrichtenagentur PA zu sehen war. Manche schwenkten auch Palästina-Flaggen. Vereinzelt waren Trump-Unterstützer mit US-Fahne zu sehen. Im Laufe des Tages soll es in London weitere Proteste gegen den US-Präsidenten geben. Am Vorabend hatten Trump-Gegner riesige Fotos auf eine Wand von Schloss Windsor projiziert, die Trump an der Seite des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein zeigen.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan hatte in einem Gastartikel für den Guardian zu einem schonungsloseren Umgang mit Trump aufgerufen. Dem US-Präsidenten warf er vor, nach einem autokratischen Handbuch zu agieren. Zwar verstehe er die pragmatischen Gründe für die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu den USA, schrieb Khan. Großbritannien sich jedoch nicht scheuen sollte, einen Staatschef zu kritisieren, der zusammen mit seinen Verbündeten "in den letzten Jahren vielleicht am meisten dazu beigetragen hat, die Flammen der spaltenden, rechtsextremen Politik weltweit zu schüren". Am Wochenende hatten über 100.000 Rechte und Rechtsextreme auf den Straßen von London gegen Migranten demonstriert.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa

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