Unter Ukraine-Flüchtlingen Moskau soll in Polen Spione für Sabotageakte rekrutieren
18.08.2023, 18:17 Uhr Artikel anhören
16 Verdächtige sollen sich derzeit in Polen wegen Spionageverdacht in Gewahrsam befinden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Über Polen läuft ein Großteil der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Russland versucht, die Transporte zu stoppen und setzt dabei auf willige Helfer ohne Vorerfahrungen. Bei der Rekrutierung potenzieller Saboteure setzt Moskau laut einem Bericht auf den Online-Dienst Telegram.
Der russische Militärgeheimdienst GRU hat laut einem Medienbericht erfolglos versucht, in Polen ein Spionagenetzwerk aus Amateuren zu etablieren, um westliche Waffenlieferungen in die Ukraine zu sabotieren. Wie die "Washington Post" meldet, suchte Moskau für die Agentenmissionen speziell unter ukrainischen Flüchtlingen nach Freiwilligen. Demnach befinden sich derzeit zwölf ukrainische, ein russischer und drei belarussische Staatsbürger wegen Spionageverdachts in Gewahrsam der polnischen Behörden.
Bei der Rekrutierung der Spione habe der GRU auf russischsprachige Telegram-Gruppen gesetzt, die häufig von ukrainischen Flüchtlingen in Polen genutzt werden. Dabei schien Russland Kandidaten ins Auge zu fassen, deren Alter und Hintergrund weniger wahrscheinlich die Aufmerksamkeit der Sicherheitsdienste auf sich ziehen würden. Die Mehrzahl der Verdächtigen ist den Angaben zufolge in ihren Zwanzigern, der jüngste 16 Jahre alt.
"Diese Bedrohung wurde beseitigt"
Interessenten sollten zunächst Flugblätter und Aufkleber mit russischer Propaganda im öffentlichen Raum anbringen. Später seien gefährlichere Aufträge hinzugekommen, wie beispielsweise das Auskundschaften von Häfen, das Anbringen von Kameras an Eisenbahnstrecken, das Entgleisenlassen von Waffentransporten sowie Brandanschläge und Auftragsmorde. Gezahlt worden sei in Kryptowährungen oder per Überweisung von nicht zurückverfolgbaren Bankkonten.
Wie die US-Zeitung mit Verweis auf polnische Beamte schreibt, stammen die meisten ukrainischen Verdächtigen zwar aus den östlichen Regionen, wo die Verbundenheit mit Russland traditionell größer ist. Die Hauptmotivation, sich als Agent für Russland einzuspannen, sei aber eher Geld als Ideologie gewesen.
Enttarnt worden sei das Netzwerk, nachdem ein Passant eine angebrachte Kamera nahe einer Zugstrecke entdeckt und die Polizei alarmiert habe. Die gespeicherten Daten auf der Kamera sowie die Auswertung von Mobilfunkmasten in der Umgebung habe die Ermittler dann auf die richtige Spur gebracht. "Diese Bedrohung wurde beseitigt, aber die größere Gefahr bleibt bestehen", sagte ein Ermittler, der anonym bleiben möchte, der "Washington Post". Russlands Spionagedienste würden weiterhin in Polen aktiv bleiben und versuchen, "die Fehler, die sie gemacht haben, zu beheben."
Quelle: ntv.de, jpe