Sechseinhalb Jahre Straflager Moskau verurteilt Militärblogger wegen "Falschinformationen"
07.08.2024, 21:00 Uhr Artikel anhören
Wer Kritik an Russlands Militär übt, kann sich hinter Gittern wiederfinden (Archivbild).
(Foto: picture alliance/dpa)
Wenn sie Kritik üben oder sensible Informationen preisgeben, müssen russische Kriegsblogger damit rechnen, vor Gericht zu landen. Erst im Januar ging Ultranationalist Girkin wegen seiner kremlkritischen Blogeinträge ins Gefängnis. Jetzt muss auch sein Kollege Kurschin in Haft.
Ein russischer Militärblogger ist wegen der Verbreitung von "Falschinformationen" über die Streitkräfte zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Dies teilte der Pressedienst der Moskauer Gerichte mit. Andrej Kurschin habe "willentlich Falschinformationen über die russischen Streitkräfte verbreitet", hieß es weiter. Die Strafe müsse er in einem Lager absitzen.
Die Vorwürfe beziehen sich auf zwei Veröffentlichungen des ehemaligen Soldaten auf seinem Kanal "Moscow Calling" im Onlinedienst Telegram, wie das Nachrichtenportal Mediazona berichtete. Demnach schrieb er über einen russischen Angriff im ukrainischen Krywyj Rih, der die Wasserversorgung beeinträchtigt habe, sowie einen Angriff auf eine Geburtsklinik in der Region Saporischschja.
Der Verurteilte kämpfte dem Bericht zufolge ab 2014 mit den von Moskau unterstützten russischen Separatisten in der Ostukraine. Später äußerte er sich laut Mediazona kritisch über die russische Offensive in der Ukraine.
Girkin muss vier Jahre in Haft
Das Vorgehen der russischen Behörden gegen kremlkritische Stimmen weitet sich zunehmend auch auf Militärblogger aus, die etwa militärische Strategien kritisieren oder möglicherweise sensible Informationen veröffentlichen. Im Januar war der nationalistische Blogger und ehemalige Separatistenführer Igor Girkin nach einer Reihe von kremlkritischen Beiträgen zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Das Stadtgericht Moskau verhängte die Strafe, weil er zum Extremismus aufgerufen habe, wie die Agentur Interfax meldete. Girkin darf zudem drei Jahre keine Online-Medien leiten.
Girkin ist ein Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, aber ein scharfer Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Der frühere Offizier des Inlandsgeheimdienstes FSB leitete 2014 den Aufstand russischer Kräfte im ukrainischen Donbass. Wegen seiner Rolle beim Abschuss einer Passagiermaschine über der Ostukraine mit 298 Toten wurde er in den Niederlanden in Abwesenheit wegen Mordes verurteilt. In Russland lebte Girkin lange unbehelligt.
Quelle: ntv.de, lve/AFP