Hilfskonvois für Aleppo Moskau zu regelmäßiger Waffenpause bereit
18.08.2016, 16:53 Uhr
Mehr als eineinhalb Millionen Menschen sind in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo eingeschlossen. Eindringlich fordert die UN Waffenpausen. Nun zeigt sich Russland dazu bereit.
Angesichts der humanitären Krise in Aleppo hat sich Russland zu einer wöchentlichen 48-stündigen Feuerpause in der nordsyrischen Stadt bereit erklärt. Die Feuerpause solle ab kommender Woche eingehalten werden und Hilfslieferungen ermöglichen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Die Regierung in Moskau geht damit auf eine entsprechende Forderung der UNO angesichts der intensivierten Kämpfe in Aleppo ein. Sie hatte vergangene Woche von den Konfliktparteien in Aleppo "wöchentliche 48-stündige humanitäre Pausen" verlangt, um die zahlreichen hilfsbedürftigen Menschen in Aleppo mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen.Dort sind schätzungsweise 1,5 Millionen Zivilisten eingeschlossen.
Die einstige syrische Wirtschaftsmetropole ist geteilt zwischen Regierungstruppen auf der einen Seite und Rebellen sowie mit ihnen verbündeten Dschihadisten auf der anderen Seite. In Erwartung der entscheidenden Schlacht um Aleppo haben die Konfliktparteien weitere Kämpfer und Waffen in der Großstadt zusammengezogen.
UN-Sondergesandter bricht Sitzung ab
Unterdessen beklagt der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, dass seit einem Monat keines der besetzten Gebiete in Syrien mehr von einem Hilfskonvoi erreicht worden sei. Daher habe er in einem "symbolischen" Schritt die Sitzung des UN-Ausschusses für humanitäre Hilfe nach nur acht Minuten abgebrochen, sagte de Mistura in Genf. Am Freitag ist der Welttag der humanitären Hilfe.
Die belagerten Gebiete Madaja, Sabadani, Foah und Kafraja seien sogar seit 110 Tagen ohne Hilfslieferungen, sagte de Mistura. Aufgrund der anhaltenden Kämpfe kommen Konvois mit den dringend benötigten Lebensmitteln und Medikamenten nicht an ihre Ziele.
Seit Jahresbeginn haben die Vereinten Nationen mit ihren Partnern Hilfen an knapp 1,3 Millionen Syrer geliefert, die in belagerten oder schwer erreichbaren Gebieten leben. Wegen von der syrischen Regierung unter Präsident Baschar al-Assad erlassener Beschränkungen können sich Hilfskonvois im Land nur schwer bewegen. Seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 starben mehr als 290.000 Menschen.
EU-Staaten fordern sofortige Waffenruhe
Deutschland und die anderen 27 EU-Staaten forderten eine sofortige Waffenruhe für Aleppo. Die anhaltenden Bombenangriffe und Belagerungen behinderten die Hilfsbemühungen der internationalen Gemeinschaft, teilte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini im Namen aller Mitgliedsländer mit. Die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen solle die Rettung von Verletzten, Hilfslieferungen sowie die Wiederherstellung der Wasser- und Stromversorgung ermöglichen.
Gleichzeitig mahnten die EU-Staaten Konfliktparteien wie Russland und die syrischen Regierungskräfte vor einem Missbrauch humanitärer Einsätze. "Sie dürfen nicht Teil einer Militärstrategie sein", hieß es in der Erklärung.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier begrüßte die russische Ankündigung. "Diese ist ein entscheidender Schritt, um die Menschen vor Ort mit den dringend benötigten Nahrungsmitteln, medizinischer Hilfe und sauberem Wasser versorgen zu können", teilte das Auswärtige Amt mit. Demnach stand Steinmeier nach den Gesprächen in Russland in den letzten Tagen in engem Kontakt mit den Vereinten Nationen und dem UN-Sonderbeauftragten, um die Voraussetzungen für eine längere Waffenpause zu klären. "Als Unterstützer des Regimes trägt Russland hier eine ganz besondere Verantwortung", hieß es weiter.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa