Politik

Aktion in 2000 Moscheen Muslime distanzieren sich von IS-Terror

"Wir sind keine Extremisten": Muslime in Deutschland distanzieren sich von den Radikalen.

"Wir sind keine Extremisten": Muslime in Deutschland distanzieren sich von den Radikalen.

(Foto: Dominik Schneider)

Sie tragen Bärte, ihre Frauen Kopftücher. Es sind gläubige Muslime - aber mit Radikalen wie den IS-Terroristen wollen sie nichts zu tun haben. Tausende von ihnen setzen heute ein Zeichen gegen Hass und Gewalt - in der ganzen Republik.

Es hat geregnet. Auf dem nassen Straßenpflaster liegen bunte Gebetsteppiche. Auf diesen knien Männer und Frauen. Die Rufe eines Imams hallen laut und langgezogen durch die kühle Luft. Die Gläubigen antworten mit leisem Murmeln. Seine Predigt hält der Imam auf Arabisch und Deutsch. Die Worte sind deutlich: "Wir Muslime stellen uns gegen jede Art von Angriffen auf Unschuldige."

Die Aktion, die Bundesweit an über 2000 Moscheen stattfindet, heißt "Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht". Dazu hat der Koordinationsrat der Muslime aufgerufen. In den Freitagsgebeten wird überall über dasselbe Thema gesprochen: Der Islam ist gesellschaftstauglich und friedlich. Er distanziert sich von jeder Form von Unterdrückung und Gewalt. In acht Gemeinden in Deutschland gibt es dazu Reden von Personen aus dem öffentlichen Leben, so auch in der Mevlana-Moschee in Berlin, vor der gut 500 Gläubige auf den feuchten Straße knien. Hier soll ein evangelischer Theologe sprechen.

"Die Verantwortung liegt bei allen"

Am Rand der Fläche aus Teppichen stehen Gregor Gysi und Cem Özdemir. Sie wollen ein Zeichen setzen, dass der friedliche Islam zu Deutschland gehört. "Gläubige aller Religionen sind in der Verantwortung für eine bessere Gesellschaft und müssen gemeinsam daran arbeiten", sagt Grünen-Chef Özdemir.

Der Imam hat sich auf den Boden geworfen, arabischer, religiöser Gesang kommt aus den Lautsprechern. Die Gläubigen folgen seinem Beispiel, ihre Köpfe berühren die Teppiche. Die Männer beten vorne, die Frauen weiter hinten, streng getrennt. Die Nicht-Muslime, Politiker, Gäste und Passanten, bleiben stehen. Viele senken die Köpfe, einige falten unwillkürlich die Hände. Alle stehen unter dem wolkenverhangenen Berliner Himmel. Es ist klamm und kalt. Wenige Meter entfernt rollt der Verkehr.

Der Gastredner in der Mevlana-Moschee ist Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche in Deutschland. "Die Muslime in Deutschland haben sich deutlich von dem radikalen Islamisten distanziert", sagt er kurz vor seiner Rede n-tv.de. Daher sei es ihm wichtig, dass alle Menschen gemeinsam gegen Extremisten aufstehen.

Der europäische Islam

Für Schneider ist der Islam in Deutschland "noch vielen fremd, aber auf einem guten Weg". Der Theologe wünscht sich die Entstehung eines aufgeklärten, "europäischen Islam".

Dann ist es so weit: Die Muslime vor der Moschee stehen auf, Nikolaus Schneider tritt auf das kleine Podium vor der Menge. Er spricht zu den Gläubigen wie er auch mit einer christlichen Gemeinde sprechen würde. Seine Worte sind warmherzig, er solidarisiert sich mit den Muslimen. Immer wieder klatschen die Anwesenden. Schneider blickt in die Runde: "Ihr seid heute aufgestanden, gegen Hass und Unrecht. Und ihr steht nicht allein, wir stehen hinter euch", sagt er. "Denn ihr sagt, ihr habt nichts mit denen gemeinsam, die im Namen des Islam morden und plündern", macht er weiter und betont dann ganz deutlich: "Und wir glauben euch." Und dann schließt er mit den Worten, die in jeder Religion das Wichtigste seien sollten: "Friede sei mit euch, as-salam alaikum."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen