"Eskalationsgefahr beherrschbar" NATO-Oberbefehlshaber sieht kein Panzer-Risiko
19.01.2023, 18:41 Uhr
Könnte Russland NATO-Territorium angreifen, weil der Westen Kiew Kampfpanzer liefert? US-General Cavoli schätzt die Gefahr nicht als hoch ein.
(Foto: picture alliance / TT NYHETSBYRÅN)
Ob die Ukraine westliche Kampfpanzer bekommt, hängt zentral von Deutschland ab. Kanzler Scholz begründet sein Nein zu einer alleinigen "Leopard"-Lieferung auch mit Sorge vor einer Ausweitung des Krieges. NATO-Oberbefehlshaber Cavoli hält das Risiko für "beherrschbar".
Der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa hält die möglichen Eskalationsrisiken durch eine Lieferung westlicher Kampfpanzer an die Ukraine für beherrschbar. "Können wir das Risiko managen? Ja, absolut. Ich glaube, wir können mit Risiko generell umgehen", sagte der US-General Christopher Cavoli nach einem Treffen des NATO-Militärausschusses in Brüssel. Er machte damit deutlich, dass er keine große Gefahr sieht, dass Russland mit Militärschlägen gegen NATO-Staaten auf die Lieferung westlicher Kampfpanzer an die Ukraine reagiert.
Zur Frage, wie wichtig die Lieferung von westlichen Panzern wie dem "Leopard 2" für die Ukraine sei, sagte der Ausschussvorsitzende Rob Bauer, Panzer seien ein wichtiges Waffensystem, um die Russen zu bekämpfen und sie aus den besetzten Gebieten zu vertreiben. "Die Russen kämpfen mit Panzern, deshalb brauchen auch die Ukrainer Panzer", erklärte er. Zum einen würden sie gebraucht, um mit dem Gegner mithalten zu können, zum anderen aber auch, um von Russland besetztes Territorium zurückzuerobern.
Deutsche Schlüsselrolle in Ramstein
Um über die weitere militärische Unterstützung der Ukraine zu beraten, kommen am morgigen Freitag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz die Verteidigungsminister mehrerer Dutzend Staaten zusammen. Mit Spannung wird dabei vor allen erwartet, ob die Lieferung von "Leopard-2"-Panzern angekündigt wird. Die Bundesregierung stand entsprechenden Plänen von Alliierten bis vor Kurzem sehr skeptisch gegenüber. Sie spielt eine Schlüsselrolle in der Debatte, weil die "Leopard-2"-Panzer in Deutschland entwickelt wurden und von anderen Ländern nicht ohne deutsche Genehmigung an die Ukraine abgegeben werden dürfen.
Bei der zweitägigen Tagung des obersten Militärgremiums der NATO ging es um Themen wie die laufende Verstärkung der Ostflanke und die militärische Situation in der Ukraine. Teilnehmer waren unter anderem die Stabschefs der Mitgliedstaaten. Der Vier-Sterne-General Cavoli ist seit dem Sommer NATO-Oberbefehlshaber in Europa (Supreme Allied Commander Europe, Saceur).
Quelle: ntv.de, mau/dpa