Nach Lebenszeichen Prigoschins Putin lässt Wagner-Söldnern drei Optionen
27.06.2023, 13:17 Uhr Artikel anhören
Die Revolte der Wagner-Söldner endet am Samstag plötzlich. Nach zwei Tagen der Stille meldet sich Anführer Prigoschin mit Vorwürfen gegen die russische Armee zurück. Kurz darauf überträgt das Staatsfernsehen eine Rede von Kremlchef Putin. Keiner der beiden erwähnt den Namen des anderen.
Der russische Präsident Wladimir Putin ist in einer kurzen Rede auf den Wagner-Aufstand eingegangen. Er werde sein Versprechen halten, sagte Putin. Diejenigen Wagner-Söldner, die nach Belarus gehen wollten, könnten dies tun. Diejenigen, die in Russland bleiben wollten, könnten einen Vertrag mit der Armee abschließen oder zu ihren Familien zurückkehren. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin erwähnte Putin nicht namentlich.
Der Kremlchef dankte den russischen Sicherheitskräften und der Bevölkerung nach dem jähen Ende der Revolte für ihren Rückhalt. "Ich danke allen Soldaten, Mitarbeitern der Geheimdienste, die sich den Aufständischen in den Weg gestellt haben", sagte Putin in der Rede, die im Staatsfernsehen übertragenen wurde. Auf seinen Befehl hin sei alles getan worden, um Blutvergießen zu verhindern. "Das hat Zeit gebraucht", sagte Putin und fügte hinzu: "Der bewaffnete Aufstand wäre auch so zerschlagen worden."
Er dankte auch dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko für die Vermittlung in dem Konflikt mit dem Wagner-Chef. Prigoschin hatte am Samstag überraschend seinen Marsch auf Moskau aufgegeben und soll laut einer Übereinkunft mit Lukaschenko in Belarus Zuflucht finden. Jeder Versuch, in Russland Chaos zu stiften, sei zum Scheitern verurteilt, betonte der Präsident. "Die Organisatoren des Aufstands, die das Land verraten haben, haben auch diejenigen verraten, die auf ihrer Seite waren", sagte Putin.
Ansprache Lukaschenkos angekündigt
Putins Rede war am Abend kurzfristig vom Kreml angekündigt worden. Ein dem belarussischen Machthaber nahestehender Telegram-Kanal kündigte am Montag überdies eine baldige Rede Lukaschenkos an.
Nur Stunden vor Putins Ansprache hatte sich Prigoschin nach zwei Tagen der Stille erstmals wieder mit einem Audiokommentar gemeldet. Der Söldnerchef betonte, er habe keinen Machtwechsel in Moskau angestrebt. "Wir sind losgegangen, um Protest zu demonstrieren, nicht um die Obrigkeit im Land zu stürzen", sagte der 62-Jährige in einer Sprachnachricht, die am Nachmittag von seinem Pressedienst auf Telegram verbreitet wurde.
Prigoschin wiederholte seinen Vorwurf gegen das russische Verteidigungsministerium, am vergangenen Freitag Militärlager der Söldner beschossen zu haben. Dabei wurden nach seinen Angaben 30 Wagner-Kämpfer getötet. Dies sei zusätzlich zur vom Ministerium angestrebten Auflösung der Wagner-Truppe der Auslöser für den Marsch Richtung Moskau gewesen. Er räumte ein, dass der Vormarsch Opfer gefordert habe. "Während unseres Marsches wurde kein einziger Soldat auf dem Boden getötet. Wir bedauern, dass wir gezwungen waren, Flugobjekte abzuschießen - aber das deshalb, weil sie uns bombardiert haben", sagte er. Nach Berichten russischer Militärblogger wurden bei der Auseinandersetzung sechs Hubschrauber und ein Flugzeug der russischen Armee zerstört und deren Besatzungen getötet. Offiziell hat die russische Führung diese Verluste nicht eingestanden.
Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa/rts