Politik

"Ron braucht Ihre Stimme!" Nachwahl in Kansas macht Trump nervös

Kandidat im grünen Tümpel: der Republikaner Ron Estes.

Kandidat im grünen Tümpel: der Republikaner Ron Estes.

(Foto: Screenshot / Youtube)

In einem ländlichen Wahlkreis im US-Bundesstaat Kansas wird ein Kongress-Abgeordneter gewählt. Normalerweise müsste der Sieg des Republikaners feststehen. Doch der demokratische Kandidat macht sich Hoffnungen.

Eigentlich sollte die Sache klar sein. Schließlich hatte der republikanische Kandidat für das US-Repräsentantenhaus im 4. Wahlbezirk von Kansas im vergangenen November mehr als 60 Prozent der Stimmen erhalten. Im gesamten Bundesstaat kam Donald Trump bei der gleichzeitig stattfindenden Präsidentschaftswahl auf 57 Prozent.

Nun gibt es eine Nachwahl, weil der Kandidat vom November, Mike Pompeo, nicht mehr im Repräsentantenhaus sitzt, sondern CIA-Chef geworden ist. Normalerweise kein Problem für die Republikaner - zumal dieser 4. Bezirk seit Jahrzehnten, mit einer Ausnahme, durchweg von Republikanern gewonnen wurde. "Aber natürlich sind dies keine normalen Zeiten", schreibt der lokale Nachrichtensender KMUW auf seiner Internetseite.

James Thompson ist ein Polit-Neuling. In den demokratischen Vorwahlen vor einem Jahr hatte er Bernie Sanders unterstützt.

James Thompson ist ein Polit-Neuling. In den demokratischen Vorwahlen vor einem Jahr hatte er Bernie Sanders unterstützt.

(Foto: AP)

Tatsächlich könnte die heutige Wahl, die erste Nachwahl seit der Präsidentschaftswahl im November, knapper ausgehen als ursprünglich erwartet. Nun ist der republikanische Kandidat Ron Estes, Finanzminister von Kansas, in der Defensive. "Wir gewinnen", zeigt sich der Demokrat James Thompson nach einem Bericht der "Washington Post" sicher.

"Ich brauche Estes in Washington"

Doch selbst wenn die Überraschung ausbleibt und Thompson nicht gewinnt: Der Präsident ist offenbar nervös geworden. Obwohl die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus auch ohne diesen Sitz sicher ist, hat Trump sich laut CNN am Montag mit sogenannten Robo-Calls in den Wahlkampf eingemischt. Robo-Calls sind automatische Anrufe, bei denen eine Aufnahme abgespielt wird. Trumps Botschaft an die Wähler des 4. Bezirks lautete: "Ron Estes braucht Ihre Stimme, und er braucht sie dringend. Auf Twitter schrieb Trump am Wahltag, Estes sei "ein wundervoller Typ, ich brauche seine Hilfe bei Gesundheitsreform & Steuererleichterungen (Reform)".

Estes will Trump in Washington dabei helfen, "den Sumpf" trockenzulegen. Mit dieser Botschaft ließ er sich für einen Werbespot in einem grünen Tümpel stehend aufnehmen.

Der Demokrat Thompson scheint auf den ersten Blick nicht so recht zu diesem eher konservativen Wahlkreis zu passen. Er ist Bürgerrechtsanwalt und hat in den demokratischen Vorwahlen den linken Kandidaten Bernie Sanders unterstützt. Um ihn zu verhindern, hätten die Republikaner die Wahl zu einem Referendum über den Liberalismus im Allgemeinen erklärt, so die "Washington Post". Allerdings hätten sie ein Problem: Der Gouverneur von Kansas, der Republikaner Sam Brownback, sei bei den Wählern sehr unbeliebt. Zudem habe er kürzlich ein Veto eingelegt, als das Parlament seines Staates das Sozialhilfeprogramm Medicaid ausweiten wollte – eine Krankenversicherung für die Ärmsten der Armen, die auch Trump beschneiden wollte.

Thompson selbst sagt, die Wahl sei keine Abstimmung über den Präsidenten. "Die Leute hier mögen Trump immer noch." Es sei "eine Abstimmung über die gescheiterte republikanische Führung in diesem Bundesstaat".

Wenn Thompson am Ende unterliegt, kann er unter anderem seine eigene Partei dafür verantwortlich machen. Die Republikaner haben in den vergangenen Tagen fast 100.000 Dollar in Estes' Wahlkampf gesteckt. Mehr als vier Mal so viel sammelte er als Spenden ein. Thompson dagegen brachte nur 292.000 Dollar auf. Seine Parteifreunde hatten für ihn gerade mal 3000 Dollar übrig. Sie geben ihre Mittel lieber nach Georgia, wo in der kommenden Woche ebenfalls eine Nachwahl stattfindet. Dort rechnen sich die Demokraten deutlich bessere Chancen aus. Wie umkämpft dieser Sitz ist, sieht man schon an der Summe, die der 30 Jahre alte Demokrat Jon Ossoff mobilisieren konnte: 8,3 Millionen Dollar.

Quelle: ntv.de

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