Beide Offiziere 1974 geboren Namensvetter von Moskauer Anschlagsopfer sorgt für Verwirrung
24.07.2024, 17:45 Uhr Artikel anhören
Bei einem Anschlag in Moskau wird ein Militäroffizier verletzt. Doch kurz danach sagt der Mann Kreml-Medien, er sei überhaupt nicht betroffen. Dann stellt sich heraus - die Medien haben den falschen Mann kontaktiert - auch wenn seine Biografie erstaunlich viele Ähnlichkeiten mit der des Opfers aufweist.
Nach einem Autobombenanschlag in Moskau, bei dem am frühen Morgen zwei Menschen verletzt wurden, herrscht in russischen Medien Verwirrung über die Identität der Opfer. Der russische Militärvertreter Andrej Torgaschow wies auf Nachfrage des Senders RT Berichte zurück, wonach es sich bei den Verletzten um ihn und seine Frau handele. "Das ist kompletter Fake. Diese Explosion hat nichts mit mir zu tun", wurde er zitiert. In seinem Auto sei nichts explodiert, außerdem lebe er in einem anderen Teil von Moskau. Auch die Nachrichtenagentur Ria Nowosti veröffentlichte eine Aufnahme des Telefonats mit Torgaschow.
Das Dementi lässt sich damit erklären, dass RT möglicherweise den falschen Andrej Torgaschow kontaktiert hatte. Der Mann, mit dem der Sender sprach, heißt Medienberichten zufolge genauso wie das mutmaßliche Opfer. Außerdem sind beide Männer Militärangehörige und im Jahr 1974 geboren worden.
Andrej Torgaschow, der nach eigenen Worten mit dem Vorfall nichts zu tun hat, wohnt laut Recherchen des unabhängigen Nachrichtenportals "Agentstvo" weit entfernt vom Tatort - im Verwaltungsgebiet Woschod in der Region Moskau, wo sich auch die Militäreinheit 33790 befindet, in der er als stellvertretender Leiter des Funkübertragungszentrums tätig sein soll.
Torgaschow, der bei der Explosion verletzt worden sein soll, ist laut "Agentstvo" und weiteren übereinstimmenden Berichten ein leitender Führungsoffizier des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Er und seine Frau Maja sind in der Sinjawinskaja Straße gemeldet - dort fand auch die Explosion statt. Zudem fand "Agentstvo" heraus, dass Andrej Torgaschow der Besitzer eines silbernen Toyota Land Cruiser Prado von 2009 ist. Ein Auto dieses Typs explodierte am Morgen. Das Medium rief nach eigenen Angaben das Ehepaar an. Demnach bat Maja Torgaschowa darum, nicht mehr anzurufen, und legte auf. Andrej Torgaschow selbst war nicht erreichbar.
Mutmaßlicher Täter soll in die Türkei geflohen sein
Wie russische Behörden zuvor mitteilten, wurden bei einem Bombenanschlag im Norden der Hauptstadt zwei Menschen verletzt. Eine Autobombe explodierte, als der Mann sich in den Toyota Land Cruiser setzte. Der polizeinahe Telegramkanal Baza berichtete, der Mann habe dabei beide Füße verloren. Seine Frau sei durch Splitter im Gesicht verletzt worden.
Im Internet geteilte Videos von Überwachungskameras zeigen die Explosion des geparkten Fahrzeugs. Auf den Aufnahmen sind das zerstörte Auto sowie weitere beschädigte Fahrzeuge zu sehen. Fünf weitere Autos sollen durch die Wucht der Detonation getroffen worden sein.
Am frühen Abend wurde ein Verdächtiger in der Türkei festgenommen. Das teilte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya mit. Demnach habe die Türkei zuvor eine entsprechende Anfrage von Vertretern der russischen Interpol-Abteilung erhalten. Zuvor tauchten im Internet Überwachungsvideos auf, auf denen ein Mann zu sehen war, der etwas unter das Fahrzeug zu legen scheint. Der Telegramkanal 112 berichtete unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle, dass der mutmaßliche Täter Russland verlassen habe und in die Türkei geflogen sei.
Der Verdächtige soll nach Angaben der anonymen Quelle auf Anweisung der ukrainischen Geheimdienste gehandelt haben. Belege dafür gibt es nicht. Die Ukraine bestritt ihre Beteiligung an der Explosion. "Wir haben nichts damit zu tun", erklärte der Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im ukrainischen Fernsehen.
Quelle: ntv.de, uzh