Weiterer Anhänger verurteilt Nawalny-Bruder erhält Bewährungsstrafe
06.08.2021, 19:13 Uhr
Erhielt vom Moskauer Bezirksgericht eine einjährige Bewährungsstrafe: Oleg Nawalny.
(Foto: REUTERS)
Die russische Justiz geht weiter repressiv gegen Anhänger des Oppositionellen Nawalny vor. Nun wird sein Bruder zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Zudem darf Mitstreiter Lyaskin seine Wohnung nachts nicht verlassen und muss ein Jahr in Moskau bleiben.
Wegen angeblicher Verstöße gegen Corona-Auflagen geht die russische Justiz weiter gegen Kreml-Kritiker vor. Ein Bezirksgericht in Moskau verurteilte Oleg Nawalny, den Bruder des inhaftierten Alexej Nawalny, zu einem Jahr Haft auf Bewährung. Der 38-Jährige wurde beschuldigt, im Januar zur Teilnahme an einer nicht erlaubten Demonstration für seinen Bruder aufgerufen zu haben. Wegen ähnlicher Vorwürfe hat die russische Justiz mehrere weitere Nawalny-Mitstreiter angeklagt. Oppositionelle sehen dahinter einen Versuch, Gegner von Präsident Wladimir Putin vor der Parlamentswahl im September einzuschüchtern.
Das Bezirksgericht schränkte etwa auch die Bewegungsfreiheit von Nikolai Lyaskin ein. Der 39-jährige Aktivist darf laut eigenen Angaben Moskau ein Jahr lang nicht verlassen, muss öffentlichen Veranstaltungen fernbleiben und darf nachts nicht mehr seine Wohnung verlassen. Am Dienstag erst hatte ein Moskauer Gericht die Bewegungsfreiheit von Nawalnys enger Mitarbeiterin Ljubow Sobol für 18 Monate in ähnlicher Weise eingeschränkt.
Die russische Justiz ist schon öfter gegen die Nawalny-Brüder vorgegangen. 2014 wurde Alexej Nawalny wegen Betrugsvorwürfen zu einer Bewährungsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt, sein Bruder Oleg musste hingegen ins Gefängnis und kam erst 2018 frei. Nawalny-Unterstützer verglichen das Vorgehen der russischen Justiz mit einer Geiselnahme.
Alexej Nawalny in zweijähriger Lagerhaft
Die russische Regierung hat zudem mehrere Organisationen mit Verbindungen zum inhaftierten Kreml-Kritiker Alexej Nawalny offiziell verboten. Das Justizministerium in Moskau setzte Nawalnys Anti-Korruptionsstiftung FBK, seine Regionalbüros sowie die Stiftung zum Schutz der Bürgerrechte auf seine Liste verbotener Organisationen.
Ein Moskauer Gericht hatte Nawalnys Organisationen Anfang Juni bereits als "extremistisch" eingestuft. Unterstützer und Geldgeber des Kreml-Kritikers stehen seitdem auf einer Stufe mit Mitgliedern von islamistischen Organisationen wie dem Islamischen Staat (IS) oder Al-Kaida, ihnen droht Strafverfolgung. Laut einem weiteren Gesetz sind sie zudem von Wahlen ausgeschlossen. Die Regionalbüros der Nawalny-Organisation hatten sich Anfang des Jahres bereits aufgelöst, um Mitarbeiter vor Strafverfolgung zu schützen. Jetzt sind die Vereinigungen, die auf lokaler und regionaler Ebene Oppositionsbündnisse fördern, offiziell verboten.
Nawalnys Antikorruptionsstiftung, die zuletzt vor allem mit einem Dokumentarfilm über angebliche Luxus-Besitztümer von Präsident Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt hatte, zeigte sich unbeeindruckt. "Nun, wir wurden auf die Liste der verbotenen Organisationen gesetzt", erklärte die Organisation auf Twitter. "Aber das ist okay! Sie haben uns schon eine Million Mal verboten."
Alexej Nawalny gilt als wichtigster Widersacher Putins. Er hatte vor einem Jahr einen Anschlag in Russland mit einem Nervengift überlebt, für den er den Kreml verantwortlich macht. Nach seiner Behandlung in Deutschland wurde er bei seiner Rückkehr im Januar in Russland festgenommen und später wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zwei Jahren Lagerhaft verurteilt.
Quelle: ntv.de, als/AFP