Reaktion auf ihre Drohung? Nawalny-Witwe zeitweise bei X gesperrt
20.02.2024, 15:30 Uhr Artikel anhören
Julia Nawalnaja bezichtigt in einem Video den Kreml des Mordes an ihrem Mann. Dessen Reaktion lässt die Witwe des Oppositionellen Alexej Nawalny kalt. Auf X, wo ihr Video millionenfach gesehen wird, ist ihr Account dann wie aus dem Nichts kurzzeitig gesperrt. Ein Fehler, wie es später heißt.
Der Onlinedienst X hat das Konto der Witwe des in der Haft gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny zeitweise gesperrt. Auf dem erst am Vortag eingerichteten Konto von Julia Nawalnaja erschien der Hinweis: "Konto gesperrt. X sperrt Konten, die unsere Regeln verletzen". Nähere Angaben wurden zu den Gründen zunächst nicht gemacht. Am frühen Nachmittag war der Account wieder zugänglich. Später teilte X mit, der Abwehrmechanismus der Plattform gegen Manipulation und Spam habe den Account fälschlicherweise als Verstoß gegen die Regeln gekennzeichnet. Als der Fehler bemerkt worden sei, sei das Konto wieder freigeschaltet worden.
Zuvor hatte sich die Witwe von der Reaktion des Kreml auf ihre Videobotschaft unbeeindruckt gezeigt und weiterhin die Herausgabe der Leiche ihres Mannes gefordert. "Es ist mir egal, was der Sprecher des Mörders zu meinen Worten sagt", schrieb sie auf X. "Geben Sie Alexejs Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen - hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen", forderte sie.
Nawalnaja hatte am Montag in einem millionenfach aufgerufenen Video Russlands Präsident Wladimir Putin für den Tod ihres Mannes verantwortlich gemacht und erklärt, sie werde Nawalnys Arbeit weiterführen. "Sie verstecken feige und gemein seine Leiche, weigern sich, sie seiner Mutter zu geben und lügen erbärmlich, während sie darauf warten, dass die Spuren eines anderen Nowitschoks von Putin verschwinden", sagte Nawalnaja unter Verweis auf die Vergiftung ihres Mannes mit dem Nervengift Nowitschok im Jahr 2020, für die Nawalny den Kreml verantwortlich gemacht hatte.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete ihre Worte daraufhin als "unflätige und absolut unbegründete Anschuldigungen gegen den russischen Staatschef". Er wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, es handele sich um unverschämte Anschuldigungen gegen das russische Staatsoberhaupt.
Russische Behörden mauern
Der Tod Nawalnys hat die russische Oppositionsbewegung ihrer bekanntesten und inspirierendsten Galionsfigur beraubt - weniger als einen Monat vor der russischen Präsidentschaftswahl. Die russischen Behörden haben erklärt, die Todesursache sei weiter unbekannt. Das Todesermittlungsverfahren werde ausgedehnt. Das Ergebnis der Untersuchung dürfte im Ausland auf Skepsis stoßen. Staats- und Regierungschefs weltweit haben bereits erklärt, dass sie die Verantwortung bei Putin sehen.
Offenbar machen die russischen Behörden nicht bei Alexej Nawalny Halt. So wurde auch ein Strafverfahren gegen dessen Bruder Oleg eröffnet. Was genau ihm zur Last gelegt wird, meldete die Nachrichtenagentur Tass nicht. Die Polizei suche aber bereits nach Oleg Nawalny. Er steht bereits im Zusammenhang mit einer anderen Angelegenheit auf einer Fahndungsliste, heißt es.
Quelle: ntv.de, als/AFP/AP/rts