Geisel-Deal in Gefahr Netanjahu lehnt Hamas-Bedingungen ab
05.02.2024, 20:38 Uhr Artikel anhören
Israels Ministerpräsident Netanjahu pocht auf die Fortsetzung des Kriegs bis zum vollständigen Sieg im Gazastreifen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Mehr als 100 israelische Geiseln sollen sich noch in der Gewalt der Hamas befinden. Ein Ende Januar in Paris ausgehandeltes Abkommen bringt Hoffnung auf deren baldige Freilassung. Doch besiegelt ist der Deal noch nicht - die Hamas stellt Forderungen, die Israels Premier Netanjahu nicht akzeptieren will.
Im Ringen um ein neues Abkommen für eine Freilassung von Geiseln aus dem Gazastreifen will Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nicht auf die derzeit von der Terrororganisation Hamas gestellten Forderungen eingehen. "Die Hamas hat Forderungen, die wir nicht akzeptieren werden", sagte Netanjahu vor Abgeordneten seiner Likud-Partei. Die Bedingungen müssten denen des Abkommens vom vergangenen November ähneln, fügte er hinzu.
Nach gut vier Monaten Krieg zwischen Israel und der Hamas wächst international der Druck auf beide Seiten, ein neues Abkommen zu besiegeln, das von hochrangigen Vertretern der USA, Israels, Ägyptens und Katars Ende Januar in Paris ausgehandelt worden war. Dabei geht es um eine zunächst sechswöchige Feuerpause, die zu einer Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Palästinenserorganisation führen soll.
Zunächst könnten 35 bis 40 israelische Geiseln im Austausch für 200 bis 300 palästinensische Häftlinge und 200 bis 300 Lkw-Hilfslieferungen für den Gazastreifen freikommen, hieß es aus Hamas-Kreisen. Ende November waren im Zuge einer von Katar, Ägypten und den USA vermittelten einwöchigen humanitären Feuerpause mehr als hundert der von der Hamas verschleppten Geiseln im Gegenzug für 240 palästinensische Gefängnisinsassen freigekommen.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas war am 7. Oktober durch deren beispiellosen Großangriff auf Israel ausgelöst worden. Israelischen Angaben zufolge hatten Kämpfer der Terrororganisation und weiterer militanter Palästinensergruppen etwa 1160 Menschen getötet, darunter viele Zivilisten. Rund 250 Menschen wurden zudem als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Nach Angaben der israelischen Behörden sind 132 Geiseln noch immer in der Gewalt der Hamas, 28 von ihnen sollen tot sein.
Der "Achse des Bösen" einen "tödlichen Schlag" versetzen
Als Reaktion auf den Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet. Nach jüngsten Hamas-Angaben, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mehr als 27.400 Menschen im Gazastreifen getötet.
Ein vollständiger Sieg Israels im Gazastreifen werde der "Achse des Bösen" einen "tödlichen Schlag" versetzen, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros vor hochrangigen Armeevertretern mit Verweis auf den Iran und die von ihm unterstützten Milizen in der Region, darunter die Hisbollah im Libanon, die Huthi im Jemen und "natürlich die Hamas". Wenn ein Sieg jedoch nicht gelinge, sei die Sicherheit Israels gefährdet, sagte Netanjahu weiter.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen kommt es auch im Norden Israels nahezu täglich zu Gefechten mit der Hisbollah im Libanon. Zugleich greifen die Huthi vom Jemen aus seit Monaten Handelsschiffe im Roten Meer an. Als Grund für die Angriffe gibt die Miliz an, damit die Palästinenser im Gazastreifen im Krieg gegen Israel unterstützen zu wollen.
Quelle: ntv.de, uzh/AFP