"Werden uns auch um sie kümmern" Netanjahu droht Hamas-Terroristen in Rafah
04.02.2024, 17:55 Uhr Artikel anhören
Palästinenser sehen zu wie ein Auto brennt, das bei einem israelischen Luftangriff auf Rafah getroffen wurde.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die libanesische Hisbollah und Israels Armee liefern sich in der Grenzregion heftige Gefechte. Ministerpräsident Netanjahu droht derweil den Hamas-Terroristen in Rafah. Die Stadt an der Grenze zu Ägypten steht bereits unter Beschuss. Offenbar steht dort ein Bodeneinsatz der israelischen Armee bevor.
Rund vier Monate nach Ausbruch des Gaza-Kriegs gehen die Gefechte israelischer Soldaten mit der Palästinenser-Miliz Hamas in den beiden größten Städten des Gazastreifens weiter. Sowohl in Gaza-Stadt im Norden als auch in Chan Junis im Süden dauerten die Kämpfe an. Damit zeigt sich, dass die Hamas auch Wochen nach der Einnahme der Städte durch Israel weiter über ein gewisses Maß an Kontrolle in dem Gebiet verfügt.
Laut Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sind inzwischen 17 der 24 Kampfbataillone der radikal-islamischen Miliz ausgeschaltet worden. Die übrigen seien größtenteils im südlichen Gazastreifen - einschließlich Rafah an der ägyptischen Grenze. "Wir werden uns auch um sie kümmern", kündigte Netanjahu laut einer Mitteilung seines Büros an. Rafah ist ein Sammelbecken für Hunderttausende palästinensische Zivilisten, die aus ihren Häusern im Gazastreifen geflohen sind und in der Grenzstadt Zuflucht gesucht haben.
Die israelische Armee beschoss Rafah bereits am Samstag. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP hörte dort kurz nach Mitternacht heftige Luftangriffe. Augenzeugen gaben an, dass bei einem Luftangriff auf das Haus einer Familie zwölf Menschen getötet worden seien.
Rafah soll offenbar evakuiert werden
Die der Terrororganisation Hamas unterstehenden Behörden sprachen von 14 Todesopfern in Rafah, unabhängig prüfen lässt sich diese Aussage nicht. Weitere Opfer habe es demnach bei israelischen Angriffen auf die Stadt Deir Al-Balah gegeben. Das israelische Militär äußerte sich nicht dazu, ob es entsprechende Luftangriffe ausgeführt habe. Es erklärte lediglich, im Gegensatz zu den Angriffen der Hamas auf israelische Männer, Frauen und Kinder halte sich das israelische Militär an internationales Recht und bemühe sich um eine Vermeidung zivilen Leids.
Ein israelischer Insider sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass sich das Militär mit Ägypten abstimmen und nach Wegen suchen werde, wie sich die meisten Flüchtlinge nach Norden in Sicherheit bringen könnten, bevor es zu einem Bodeneinsatz in Rafah komme. Palästinenser berichteten am heutigen Sonntag von israelischem Panzerbeschuss und Luftangriffen, wobei zwei Mädchen in einem Haus getötet worden seien.
Die seit 2007 in Gaza herrschende und vom Iran unterstützte Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel begonnen. Kämpfer der Hamas drangen in israelische Städte und Kibbuzim ein, Raketen gingen in Israel nieder. Laut israelischen Angaben wurden 1200 Menschen getötet. Überdies wurden damals 253 Personen in den Gazastreifen verschleppt, von denen noch mehr als 130 in Geiselhaft ausharren. Ihre mögliche Freilassung durch die Hamas ist eines der Themen, die in den von Ägypten und Katar vermittelten und von den USA unterstützten Verhandlungen zur Sicherung eines Waffenstillstands diskutiert werden. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi empfing den französischen Außenminister Stephane Sejourne zu einem Treffen, bei dem Ägypten die gemeinsamen Bemühungen um einen Waffenstillstand und die Bereitstellung humanitärer Hilfe für Gaza betonte.
Hisbollah schießt Raketen auf Norden Israels
Im israelisch-libanesischen Grenzgebiet lieferten sich die Schiiten-Miliz Hisbollah und die israelischen Streitkräfte derweil erneut Gefechte. Die Hisbollah schoss nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Raketen auf den Norden Israels ab. Die Geschosse wurden demnach entweder von der israelischen Raketenabwehr abgefangen oder gingen über unbewohntem Gebiet nieder. Als Antwort auf den Angriff bombardierten israelische Kampfjets eine Raketenstellung sowie Beobachtungsposten der Hisbollah in den südlibanesischen Ortschaften Blida und Mais al-Dschabal, wie die Armee mitteilte.
Ein israelischer Panzer habe darüber hinaus einen Hisbollah-Trupp bei Blida angegriffen. Die Hisbollah gab in Beirut bekannt, dass sie am heutigen Sonntag drei Angriffe über die Grenze hinweg gestartet habe. Dabei seien israelische Positionen sowie die nordisraelische Ortschaft Manara attackiert worden. Die Schiiten-Miliz erklärte darüber hinaus, bei Gefechten mit dem israelischen Militär zwei ihrer Kämpfer verloren zu haben. Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.
Quelle: ntv.de, lve/rts/dpa