Mehr Gewalt gegen Palästinenser Amnesty wirft Israel unnötige Tötungen in Westbank vor
05.02.2024, 08:20 Uhr Artikel anhören
Trauernde vor einer Woche nach Militäreinsätzen und Konfrontationen im Westjordanland mit mindestens fünf palästinensischen Todesopfern.
(Foto: dpa)
Die israelische Armee tötet im Westjordanland nach Recherchen von Amnesty International 20 Palästinenser unrechtmäßig, darunter 7 Kinder. Die Menschenrechtler sehen eine Zunahme solcher Fälle und fordern den Internationalen Strafgerichtshof zum Einschreiten auf.
Amnesty International hat Israel zunehmende "rechtswidrige" Gewalt gegen Palästinenser im Westjordanland vorgeworfen und ein Eingreifen der internationalen Justiz gefordert. Israelische Streitkräfte hätten "rechtswidrige Tötungen vorgenommen, unter anderem durch den Einsatz tödlicher Gewalt ohne Notwendigkeit oder in unverhältnismäßiger Weise bei Protesten und Verhaftungen, und den Verletzten medizinische Hilfe verweigert", erklärte die Menschenrechtsorganisation mit Verweis auf eigene Recherchen.
Amnesty International untersuchte nach eigenen Angaben vier Fälle vom Oktober und November, in denen das israelische Militär mutmaßlich unrechtmäßig tödliche Gewalt anwandte, die "zur unrechtmäßigen Tötung" von 20 Palästinenserinnen und Palästinensern, darunter sieben Kinder, geführt habe. Für die Recherche wurden zwölf Menschen befragt, darunter zehn Augenzeugen, sowie Videos und Fotos geprüft.
"Die vermehrte rechtswidrige tödliche Gewalt der israelischen Streitkräfte" im besetzten Westjordanland stelle "eine erschreckende Missachtung palästinensischen Lebens dar", erklärte Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für den Nahen Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland. "Diese ungesetzlichen Tötungen verstoßen in eklatanter Weise gegen internationale Menschenrechtsnormen."
360 Todesopfer seit dem 7. Oktober
Müller-Fahlbusch forderte ein Eingreifen der Justiz: Der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs solle "diese Tötungen und Verletzungen als mögliche Kriegsverbrechen der vorsätzlichen Tötung und der vorsätzlichen Zufügung großen Leids oder schwerer Verletzungen untersuchen".
Israel hält das Westjordanland, in dem rund drei Millionen Palästinenser leben, seit dem Sechstagekrieg von 1967 besetzt. Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen am 7. Oktober 2023 hat auch die Gewalt im Westjordanland stark zugenommen. Nach Zählungen der Nachrichtenagentur AFP wurden bei israelischen Armeeeinsätzen und Angriffen durch Siedler seitdem mehr als 360 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
Quelle: ntv.de, chl/AFP