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1,5 Millionen Menschen bedroht Netanjahu startet Rafah-Offensive erst nach Flucht von Zivilisten

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Netanjahu hatte am Freitag Pläne für eine Offensive in Rafah gebilligt.

Netanjahu hatte am Freitag Pläne für eine Offensive in Rafah gebilligt.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Berlin und Washington sehen eine Bodenoffensive in der Grenzstadt Rafah im Süden des Gazastreifens kritisch, weil dort noch Hunderttausende Zivilisten festsitzen. Israels Ministerpräsident Netanjahu möchte zwar nicht von diesen Plänen lassen, kündigt aber Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung an.

Die israelische Armee wird nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu ihre angekündigte Offensive in Rafah im Süden des Gazastreifens nicht starten, solange dort Zivilisten festsitzen. Das israelische Ziel, "die verbleibenden Terroristen-Bataillone in Rafah zu eliminieren", gehe Hand in Hand damit, der Zivilbevölkerung zur Flucht aus Rafah zu verhelfen, sagte Netanjahu nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Jerusalem.

Bei dem Treffen stellte Scholz das militärische Vorgehen Israels im Gaza-Krieg angesichts der hohen Opferzahlen offen infrage. Er betonte bei einem gemeinsamen Pressetermin zwar, dass Israel das Recht habe, sich gegen den Terror der islamistischen Hamas zu verteidigen. Gleichzeitig legte er Netanjahu in Jerusalem nahe, seine Strategie im Gaza-Streifen zu überdenken.

In den gut fünf Monaten des Krieges sei die Zahl der zivilen Opfer extrem hoch gewesen, "viele würden sagen zu hoch", sagte Scholz. "Egal, wie wichtig das Ziel auch sein mag, kann es so schrecklich hohe Kosten rechtfertigen, oder gibt es andere Wege, dieses Ziel zu erreichen?", fragte Scholz.

USA fordern "glaubwürdige" Vorschläge für Zivilisten-Schutz

Der Terror könne nicht allein mit militärischen Mitteln besiegt werden, sagte er weiter. "Wir brauchen eine Lösung für diesen Konflikt, die nachhaltige und dauerhafte Sicherheit gewährleistet." Es brauche eine positive Perspektive für beide Völker, für Israelis und Palästinenser, "eine Perspektive für eine Zukunft, in der sich die Palästinenser verantwortungsvoll um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und sich selbst regieren können".

Netanjahu hatte am Freitag Pläne für eine Offensive in Rafah gebilligt. Beobachter warnen vor verheerenden Folgen eines solchen Angriffs für die Zivilbevölkerung. Auch die USA warnen vor einem Militäreinsatz in Rafah und pochen auf "glaubwürdige" Vorschläge ihres Verbündeten Israel für den Schutz von Zivilisten in der Stadt, in der nach UN-Angaben inzwischen fast 1,5 Millionen Menschen auf engstem Raum leben.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1160 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 31.600 Menschen getötet.

Quelle: ntv.de, lve/AFP/dpa

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