"Botschaft an Peking" Nordkorea führt Raketentests fort
15.09.2021, 10:02 Uhr
Mit militärischen Übungen will Nordkorea Stärke demonstrieren, wie hier auf einer Parade vergangene Woche.
(Foto: via REUTERS)
Erst vor wenigen Tagen testet Nordkorea neue Marschflugkörper. Nun feuert das Land erneut Raketen ins Meer. Das Manöver findet zeitgleich mit einem Besuch des chinesischen Außenministers beim Erzrivalen Südkorea statt. Experten zufolge ist das kein Zufall.
Nach den jüngsten Raketentests am Wochenende hat Nordkorea erneut zwei ballistische Raketen ins Meer abgefeuert. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs erfolgten die Raketentests während eines Besuchs des chinesischen Außenministers Wang Yi in Seoul. Analysten halten den Zeitpunkt der Tests für ein unmissverständliches Signal an Peking, das als wichtigster diplomatischer Verbündeter und Handelspartner Nordkoreas gilt.
Die Raketen seien aus dem Landesinneren ins Meer abgefeuert worden, teilte der Generalstab von Seoul mit. Sie erreichten dem südkoreanischen Militär zufolge eine Flughöhe bis zu 60 Kilometern. "Südkoreanische und US-Geheimdienste erarbeiten derzeit detaillierte Analysen", hieß es in der Erklärung weiter. Zu der Reichweite der Flugkörper wurden zunächst keine Angaben gemacht.
Der Nordkorea-Experte Yang Moo Jin bewertete die jüngsten Raketentests als "eine indirekte Botschaft Nordkoreas und sogar eine Aufforderung an Peking, die koreanische Halbinsel als zentrales Thema auf die chinesische Agenda zu setzen". Gleichzeitig wolle Pjöngjang offenbar seine Vormachtstellung auf der koreanischen Halbinsel demonstrieren.
Auch Japan ging beim jüngsten nordkoreanischen Waffentest vom Start zweier ballistischer Raketen aus. Ministerpräsident Yoshihide Suga verurteilte den Test. Dieser bedrohe "den Frieden und die Sicherheit Japans sowie der Region". Die Raketen seien außerhalb der "exklusiven Wirtschaftszone" Japans ins Meer gestürzt, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Küstenwache.
"Erfolgreiche" Tests am Wochenende
Am Samstag und Sonntag hatte Nordkorea eigenen Angaben zufolge eine neue "Langstreckenrakete" getestet. Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA verliefen die Tests "erfolgreich". Die Raketen hätten nordkoreanisches Land- und Meeresgebiet überflogen und Ziele in 1500 Kilometern Entfernung getroffen.
Nordkorea unterliegt wegen seines Atom- und Raketenprogramms harschen internationalen Sanktionen, die der Wirtschaft des kommunistisch geführten und weitgehend isolierten Landes schwer zu schaffen machen. UN-Resolutionen verbieten der selbst erklärten Atommacht Nordkorea den Test von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch einen atomaren Sprengkopf befördern können.
Gespräche zwischen den USA und Nordkorea über den Abbau des nordkoreanischen Atomarsenals liegen seit einem Gipfeltreffen von Machthaber Kim Jong Un und des damaligen US-Präsidenten Donald Trump 2019 auf Eis. Unter dem seit Jahresbeginn amtierenden US-Präsidenten Joe Biden hat es bislang keine Annäherung zwischen Washington und Pjöngjang gegeben.
Quelle: ntv.de, mdi/AFP/dpa