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Zwei Tote in Schwulenbar Norwegens Polizei wird nach Anschlag bewaffnet

Die norwegische Polizei ist normalerweise nicht bewaffnet.

Die norwegische Polizei ist normalerweise nicht bewaffnet.

(Foto: picture alliance/dpa/NTB)

Die Pride-Parade ist abgesagt, die terroristische Bedrohung laut Geheimdienst "außergewöhnlich" hoch. Weil ein Mann in einer Osloer Schwulenbar zwei Menschen tötete und viele weitere verletzte, hebt Norwegen die Terrorwarnstufe an. Die Polizei greift zu den Waffen.

Nach den tödlichen Schüssen in Oslo hat Norwegen die nationale Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe angehoben. Die Gefahr einer terroristischen Bedrohung sei "außergewöhnlich" hoch, teilte der norwegische Geheimdienst PST mit, wie der Sender NRK berichtete. Behördenchef Roger Berg erklärte, man betrachte die Tat mit zwei Todesopfern und mindestens 21 Verletzten als islamistisch motivierten Terroranschlag. Nun gilt Terrorwarnstufe fünf. Bisher war es Stufe drei.

Im Zentrum der norwegischen Hauptstadt hatte ein mutmaßlicher Einzeltäter in der Nacht in einer Schwulenbar und deren Umgebung auf andere Menschen geschossen. Die Behörden ermitteln wegen Terrorverdachts. Man gehe stark von Hasskriminalität aus, hieß es von der Polizei. Bei dem Angreifer soll es sich um einen Norweger mit iranischen Wurzeln handeln. Er wurde bereits in der Nacht festgenommen.

Am Tatort wurden eine vollautomatische Waffe und eine weitere Schusswaffe sichergestellt. Der Tatverdächtige war nach Polizeiangaben bereits mit weniger schweren Gewalttaten in Erscheinung getreten. Der Geheimdienst PST teilte mit, der Mann sei den Behörden seit 2015 wegen des Verdachts bekannt, er sei ein radikalisierter Islamist. Er sei in der Vergangenheit außerdem eine psychische Erkrankung des Mannes festgestellt worden. Die Polizei erklärte, es werde auch untersucht, ob die Pride-Parade der LGBTQ-Community ein Ziel gewesen sei. Die Pride-Parade wurde auf Anraten der Polizei abgesagt.

Norwegische Polizei wird bewaffnet

In der stadtbekannten Schwulenbar, die es seit 1979 gibt, brach nach den Schüssen Panik aus. "Viele Menschen weinten und schrien, auch die Verletzten schrien, die Menschen waren verzweifelt und verängstigt - sehr, sehr verängstigt", sagte ein Augenzeuge. "Mein erster Gedanke war, dass der Pride-Day das Ziel war, und das ist beängstigend". Ein Reporter des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders NRK sagte, er sei zu Tatzeitpunkt in der Gegend gewesen und habe gesehen, wie ein Mann mit einer Tasche ankam, eine Waffe herausnahm und zu schießen begann: "Dann sah ich, wie Fensterscheiben zu Bruch gingen und begriff, dass ich in Deckung gehen musste."

Ministerpräsident Jonas Gahr Störe sprach von einem "schrecklichen und zutiefst schockierenden Angriff auf unschuldige Menschen". "Wir wissen noch nicht, was hinter dieser schrecklichen Tat steckt, aber den queeren Menschen, die Angst haben und trauern, möchte ich sagen, dass wir mit euch zusammenstehen", sagte er der Nachrichtenagentur NTB.

König Harald erklärte, er und die königliche Familie seien erschüttert über den Anschlag. "Wir müssen zusammenstehen und unsere Werte verteidigen: Freiheit, Vielfalt und gegenseitigen Respekt", fügte der 85-jährige Monarch hinzu. Die norwegische Polizei, die normalerweise nicht bewaffnet ist, soll nun bis auf Weiteres vorsichtshalber Waffen tragen.

Die Tat ereignete sich nur wenige Monate, nachdem Norwegen den 50. Jahrestag der Entkriminalisierung von Homosexualität gefeiert hat. Das Land mit 5,4 Millionen Einwohnern hat eine niedrigere Kriminalitätsrate als viele westliche Länder. Allerdings kam es auch schon zu hassmotivierten Gewalttaten. So tötete der Rechtsextremist Anders Behring Breivik im Jahr 2011 77 Menschen in Oslo und bei einem Jugend-Sommerlager der Sozialdemokraten auf der Insel Utöya.

Quelle: ntv.de, lwe/dpa/rts

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