Politik

"Freiheit von Mädchen schützen"Österreich verbietet Kopftuch für unter 14-Jährige in Schulen

11.12.2025, 16:56 Uhr
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Ab dem Schuljahr 2026/27 sollen Verstöße gegen das neue Gesetz bestraft werden. (Foto: dpa)

Vor fünf Jahren erklärt der Verfassungsgerichtshof ein Kopftuchgesetz in Österreich für unzulässig. Nun wagt Wien einen neuen Versuch: Mädchen unter 14 Jahre dürfen in der Schule künftig kein Kopftuch mehr tragen. Kritik an dem Verbot kommt aus mehreren Richtungen.

In Österreich dürfen muslimische Mädchen künftig bis zum Alter von 14 Jahren in Schulen kein Kopftuch mehr tragen. Das hat der Nationalrat mit großer Mehrheit in seiner Sitzung beschlossen. Für den Vorstoß der Drei-Parteien-Koalition aus konservativer ÖVP, sozialdemokratischer SPÖ und liberalen Neos stimmte auch die rechtspopulistische FPÖ. Die Grünen votierten dagegen. Ob die Regelung einer verfassungsrechtlichen Prüfung standhält, ist unklar.

"Es geht nicht darum, die Freiheit einzuschränken, sondern die Freiheit von Mädchen bis 14 zu schützen", sagte Neos-Fraktionschef Yannick Shetty im Parlament. Das Kopftuch diene dazu, Mädchen vor dem männlichen Blick abzuschirmen und sexualisiere sie. Integrationsministerin Claudia Plakolm bezeichnete Kopftücher für Minderjährige als ein "Zeichen der Unterdrückung".

Ab dem Schuljahr 2026/27 sollen Verstöße sanktioniert werden. In letzter Konsequenz seien Geldstrafen möglich. Der Verfassungsgerichtshof hatte im Jahr 2020 ein früheres Verbot für Mädchen unter zehn Jahren für unzulässig erklärt. Damals hieß es, die Regelung diskriminiere Musliminnen und verstoße gegen die religiöse Neutralität des Staates. Eine Abweichung davon erfordere eine besondere Rechtfertigung.

Laut Shetty hat die Regierung eine Studie in Auftrag gegeben, um diese Anforderung zu erfüllen. Die Grünen kritisierten das Gesetz als verfassungswidrig. Menschenrechtsorganisationen äußerten ebenfalls Bedenken. Amnesty International erklärte, das Verbot werde "das derzeitige rassistische Klima gegenüber Muslimen noch verstärken". Die Islamische Glaubensgemeinschaft sprach von einem Eingriff in Grundrechte.

Quelle: ntv.de, lar/rts

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