Lorbeerkranz Ungarns Orbán-Regierung ehrt antisemitischen Autor
13.03.2019, 11:02 Uhr
Orbans Partei könnte aus der EVP-Fraktion ausgeschlossen werden.
(Foto: REUTERS)
Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán fällt immer wieder mit antisemitischen Äußerungen auf. Mit der Ehrung eines judenfeindlichen Schriftstellers provoziert seine Regierungspartei Fidesz erneut - kurz vor dem drohenden Ausschluss aus der EVP-Fraktion im EU-Parlament.
Ungarns rechts-nationaler Ministerpräsident Viktor Orbán hat einem für antisemitische Äußerungen bekannten Schriftsteller eine hohe Ehrung zukommen lassen. Orbans Sozialminister Miklos Kasler übergab den Lorbeerkranz Ungarns an den Dichter Kornel Döbrentei, wie ungarische Medien berichteten. Die Auszeichnung wird auf Vorschlag des Regierungschefs für schriftstellerische Leistungen vergeben.
Der 72-jährige Döbrentei hatte 2004 in einer Rede bei einem Protest der Rechten erklärt: "Falsche Propheten in Verkleidungen und Masken - nur ihr Bart ist echt - dirigieren den moralischen Holocaust am Ungartum." Als sich der Ungarische Schriftstellerverband damals nicht von Döbrentei distanzierte, führte dies zum Austritt von mehr als 100 Mitgliedern, unter ihnen Autoren wie Imre Kertesz, Peter Nadas, Peter Esterhazy, Magda Szabo und György Konrad.
Der jüdische Schriftsteller Kertesz, der 2002 den Literaturnobelpreis erhielt und 2016 verstarb, hatte damals zu Döbrenteis Entgleisung gesagt: "Das ist der alte, klassische, dumme, schlechte und letztendlich nach Auschwitz führende Antisemitismus." Das Stereotyp vom sich verkleidenden, im Hintergrund die Fäden spinnenden Juden, ist ein von Antisemiten häufig verwendetes Zerrbild.
Orbáns Regierungspartei Fidesz steht derzeit an der Kippe zum Ausschluss aus der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP). Um einen solchen abzuwenden, sprach EVP-Fraktionschef Manfred Weber mit Orbán. Im Rahmen seiner kurzen Reise besuchte er auch die Große Synagoge in Budapest, um zu bekräftigen, dass seine Parteienfamilie jede Form des Antisemitismus ächte. Allerdings war Orbán bereits durch antisemitische Verschwörungstheorien aufgefallen, die sich vor allem gegen den aus Ungarn stammenden, jüdischen US-Milliardär George Soros richteten.
Quelle: ntv.de, psc/dpa