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"Werden uns nicht daran halten" Orban lädt Netanjahu trotz Haftbefehls ein

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Orban und Netanjahu pflegen gute Beziehungen.

Orban und Netanjahu pflegen gute Beziehungen.

(Foto: dpa)

Der Internationale Strafgerichtshof erlässt einen Haftbefehl gegen Israels Ministerpräsidenten Netanjahu, Ungarns Regierungschef findet das falsch. Zum Trotz spricht er eine Einladung aus. Kommt Netanjahu dieser nach, will Budapest den Haftbefehl nicht vollstrecken.

Aus Protest gegen den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) will Ungarns Regierungschef Viktor Orban den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu einem Besuch einladen. "Im Laufe des heutigen Tages werde ich den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu zu einem Besuch nach Ungarn einladen", sagte Orban, dessen Land derzeit den rotierenden EU-Ratsvorsitz innehat, im staatlichen Rundfunk.

Bei einem Besuch werde er Netanjahu "garantieren", dass das IStGH-Urteil "in Ungarn keine Auswirkung haben wird und dass wir uns nicht daran halten werden". Der Haftbefehl sei "falsch". Zudem setze diese Entscheidung das Völkerrecht außer Kraft und "gießt auch noch Öl ins Feuer", sagte Orban weiter. Netanjahu könne in Ungarn "in angemessener Sicherheit" Verhandlungen führen. Orban pflegt seit Langem sehr gute Beziehungen zu Netanjahu.

Das Gericht mit Sitz in Den Haag hatte am Donnerstag Haftbefehle gegen Netanjahu, Galant sowie den Militärchef der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, Mohammed Deif, erlassen. Ihnen werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen während des Gaza-Krieges vorgeworfen. Die Anträge auf Haftbefehle gegen die Hamas-Anführer Ismail Hanija und Jahja Sinwar wurden fallen gelassen, nachdem ihr Tod bestätigt worden war.

Biden: IStGH-Entscheidung "empörend"

Der IStGH hat keine eigene Polizei, um seine Haftbefehle durchzusetzen, und ist deshalb auf die Kooperation der 124 Mitgliedstaaten angewiesen. Weder Israel noch sein wichtigster Verbündeter, die USA, sind Mitglied des IStGH, Ungarn dagegen schon.

Der Krieg im Gazastreifen wurde am 7. Oktober 2023 durch den Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel ausgelöst, bei dem nach israelischen Angaben 1206 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln genommen worden waren. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mindestens 44.056 Menschen getötet.

Netanjahu wies in einer Mitteilung "die absurden und falschen Aktionen und Anschuldigungen mit Abscheu zurück". US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Entscheidung des IStGH als "empörend". Die Palästinenserbehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas begrüßte die Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant.

Quelle: ntv.de, jog/AFP/rts

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