"Müssen uns raushalten" Orban sieht Russland nicht als Bedrohung
19.02.2023, 05:24 Uhr
Orban pflegt seit Jahren enge Beziehungen zu Moskau.
(Foto: imago images/ITAR-TASS)
Die EU-Sanktionen gegen Russland trägt Ungarn nur widerwillig mit. Denn Ministerpräsident Orban pflegt seit Jahren ein enges Verhältnis zu Moskau. In seiner Rede zur Lage der Nation wirbt er dafür, die wirtschaftlichen Verbindungen nach Moskau nicht zu kappen.
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban will die wirtschaftlichen Beziehungen seines Landes zu Russland aufrechterhalten. "Wir schlagen dies auch unseren Verbündeten vor", sagte der rechtsnationalistische Regierungschef am Samstag in seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation. Die ungarische Regierung halte die Auffassung nicht für realistisch, dass Russland eine Bedrohung für die Sicherheit Ungarns oder Europas sei.
Europa stehe kurz davor, "in einen Krieg abzudriften", sagte Orban. Europa "befindet sich bereits in einem indirekten Krieg mit Russland." Es gebe nur eine Möglichkeit: "Wir müssen uns aus dem Krieg raushalten", sagte er. "Das wird als NATO- und EU-Mitglied nicht einfach sein, denn dort sind alle anderen für den Krieg."
Zugleich räumte Orban ein, dass Ungarn wegen seiner Russland-Politik innerhalb der westlichen Allianzen isoliert ist. Im "Friedenslager" sei man zu zweit übrig geblieben: "Ungarn und der Vatikan". Dafür sei Deutschland verantwortlich, sagte er. Unter dem Eindruck eines deutschen Haltungswechsels hätten auch andere Länder dem äußeren Druck nachgegeben und seien ins "Kriegslager" gewechselt, an dessen Spitze sich Berlin gestellt habe.
Orban spielt auf Weltkrieg an
"Anfangs lieferten die Deutschen keine Waffen, nur Helme", führte Orban weiter aus. Nun würden aber bald deutsche Leopard-Panzer "durch ukrainisches Gebiet nach Osten, an die russische Grenze" rollen. "Vielleicht sind sogar noch die alten Landkarten da", meinte er unter Anspielung auf den Angriffskrieg Hitler-Deutschlands gegen die damalige Sowjetunion.
Das EU- und NATO-Land Ungarn trägt die Sanktionen der EU gegen Russland eher widerwillig mit. Der autoritär regierende Orban pflegt seit seinem Amtsantritt 2010 ein freundschaftliches Verhältnis zum russischen Machthaber Wladimir Putin. Auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor fast genau einem Jahr kühlte das Verhältnis zwischen Budapest und Moskau nicht wirklich ab. So traf der ungarische Außenminister Peter Szijjarto weiterhin seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP/dpa