46 Festnahmen in Istanbul PKK weist Verantwortung für Explosion zurück
14.11.2022, 17:04 Uhr
Nach einem Bombenanschlag in Istanbul nehmen die türkischen Behörden 46 Menschen in U-Haft. Auch die Drahtzieher sollen bereits feststehen: militante Kurden in Syrien. Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK bestreitet eine Mitwirkung und wirft Ankara Ablenkungsmanöver vor.
In Zusammenhang mit dem Bombenanschlag in Istanbul hat die Polizei 46 Personen festgenommen. Darunter sei auch eine Syrerin, die die Bombe platziert haben soll, teilte die Polizei mit. Bei einer ersten Befragung habe sie angegeben, von militanten Kurden in Syrien ausgebildet worden zu sein. Sie sei über die nordsyrische Region Afrin in die Türkei gereist.
Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK bestritt türkische Vermutungen, sie sei in den Anschlag verwickelt. Sie nehme keine Zivilisten ins Visier, teilte die PKK mit, die seit Jahrzehnten für mehr Autonomie der Kurden kämpft und nicht nur von der Türkei, sondern auch von der Europäischen Union und den USA als Terror-Organisation eingestuft wird. In der von der PKK-nahen Nachrichtenagentur ANF veröffentlichten Erklärung hieß es weiter, die türkische Regierung wolle unter anderem von dem Einsatz von Chemiewaffen gegen kurdische Milizen ablenken. Ankara war zuletzt mit dem Vorwurf konfrontiert worden, bei einem Militäreinsatz im Nordirak Chemiewaffen gegen Stellungen der PKK eingesetzt zu haben. Die Türkei dementiert die Anschuldigungen.
Ankara sieht syrische Milizen als PKK-Ableger
Die türkische Regierung hatte zuvor militante Kurden aus Syrien für den Bombenanschlag am Sonntag verantwortlich gemacht. Der Befehl für den Anschlag sei aus der nordsyrischen Stadt Kobani gekommen, sagte Innenminister Süleyman Soylu. Dort sind die türkischen Streitkräfte in den vergangenen Jahren mehrfach gegen die syrisch-kurdische Miliz YPG vorgegangen, die von der Regierung in Ankara als Terror-Organisation und Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK angesehen wird. Die Person, die mutmaßlich die Bombe in der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal gelegt haben soll, sei zudem durch die nordsyrische Region Afrin gereist, sagte Soylu.
Im Fernsehen wurden Bilder gezeigt, wie offenbar eine Frau ein Paket am Tatort ablegte. Bei dem Anschlag in der belebten Einkaufsstraße in der Bosporus-Metropole waren am Sonntag sechs Menschen getötet und mehr als 80 Menschen verletzt worden. 31 Verletzte wurden den Behörden zufolge noch im Krankenhaus behandelt, zwei von ihnen befanden sich demnach in kritischem Zustand. Istanbul und andere türkische Städte waren in der Vergangenheit wiederholt von politisch motivierten Anschlägen militanter kurdischer und auch islamistischer Gruppen wie etwa der ebenfalls in Syrien aktiven Extremisten-Miliz IS erschüttert worden.
Quelle: ntv.de, mau/rts/dpa