Amnesty beklagt Schikane Pakistan plant Massenabschiebungen nach Afghanistan
19.02.2025, 16:48 Uhr Artikel anhören
Afghanische Flüchtlingskinder lernen in einer behelfsmäßigen Schule am Rand von Islamabad.
(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)
Nach einer ersten Abschiebewelle im November 2023 will Pakistan Tausende Afghanen zurück in ihre Heimat schicken. Dabei sollen auch registrierte Flüchtlinge ausreisen müssen. Menschenrechtler beklagen Verhaftungen und Schikane.
Afghanischen Flüchtlingen drohen nach Angaben der afghanischen Botschaft in Islamabad erneut Massenabschiebungen aus Pakistan. In der Hauptstadt Islamabad sowie im angrenzenden Rawalpindi seien Afghanen bereits verhaftet sowie von Behörden aufgefordert worden, die beiden Städte zu verlassen, heißt es weiter. "Schließlich bestätigten Beamte des pakistanischen Außenministeriums, dass es einen definitiven und endgültigen Plan gibt, alle afghanischen Flüchtlinge nicht nur aus Islamabad und Rawalpindi, sondern in naher Zukunft aus dem gesamten Land abzuschieben", schrieb die Botschaft auf X.
Im November 2023 hatte Pakistan mit der Massenabschiebung unregistrierter afghanischer Flüchtlinge begonnen. Seitdem haben nach offiziellen Angaben fast 800.000 Afghanen das Land verlassen. Die Kampagne richtete sich zunächst gegen unregistrierte Flüchtlinge. Die pakistanische Regierung hatte jedoch in der Vergangenheit bereits angekündigt, künftig auch registrierte Flüchtlinge ausweisen zu wollen.
Amnesty International beklagt Schikane
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, halten sich derzeit 50.000 Afghanen in Islamabad und Rawalpindi auf. Viele von ihnen warten im Rahmen von Aufnahmeprogrammen auf eine Weiterreise nach Deutschland oder in einen anderen westlichen Staat. Nach Angaben des Polizeisprechers seien Afghanen aufgefordert, die beiden Städte bis zum 31. März zu verlassen.
Bereits Anfang des Jahres kam es erneut zu Verhaftungen afghanischer Flüchtlinge, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International beklagt. Wie Familienangehörige der dpa bestätigten, nahmen pakistanische Behörden eine afghanische Journalistin und Aktivistin gemeinsam mit ihren minderjährigen Söhnen fest. Die Frau sei mit ihren Kindern vor rund einem Jahr vor den in Afghanistan regierenden islamistischen Taliban geflüchtet und habe jüngst eine Verlängerung ihres Visums beantragt, schilderte die Familie. Der Kontakt zu der Frau sei nun abgerissen.
Das pakistanische Außenministerium wies Berichte über Schikane gegenüber Afghanen zurück. Pakistan habe über Jahrzehnte Millionen von Flüchtlingen aufgenommen und peile nun eine "reibungslose Rückführung" an, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. In Deutschland ist vor der Bundestagswahl und zuletzt nach dem Attentat von München der Ruf nach Verhandlungen mit den islamistischen Taliban über Abschiebungen nach Afghanistan lauter geworden.
Quelle: ntv.de, mau/dpa