Ausgerechnet wegen China Panama bricht Beziehungen zu Taiwan ab
13.06.2017, 17:30 Uhr
Die panamaische Außenministerin unterschrieb in Peking bereits ein Papier zur Aufnahme diplomatischer Bezieuhngen.
(Foto: AP)
Taiwan hat einen schweren Stand in der Welt: Weil China nicht zulässt, dass befreundete Staaten diplomatische Beziehungen zu Taiwan haben, hat der Inselstaat sowieso nur noch 21 Verbündete. Jetzt ist es noch einer weniger.
Im Ringen um seine internationale Anerkennung als Staat hat Taiwan einen wichtigen Verbündeten verloren. Panama hat nach 107 Jahren die diplomatischen Beziehungen zur demokratischen Inselrepublik abgebrochen und Beziehungen zum kommunistischen China aufgenommen. Dies sei der "richtige Weg" für Panama, da China rund 20 Prozent der Weltbevölkerung stelle und als zweitgrößte Volkswirtschaft eine wichtige Rolle spiele, sagte Präsident Juan Carlos Varela.
Panama und Taiwan hatten ihre Beziehungen 1910 aufgenommen. Damit gibt es nur noch 20 Staaten, die die Insel diplomatisch anerkennen. Dazu gehören beispielsweise der Inselstaat Kiribati im Pazifik, das südostafrikanische Swasiland, das südamerikanische Paraguay und der Vatikan. Deutschland ist in Taipeh nur mit einem Deutschen Institut vertreten.
Mit seiner Ein-China-Doktrin erlaubt die kommunistische Führung in Peking keinem Land, diplomatische Beziehungen sowohl mit der Volksrepublik als auch mit Taiwan zu unterhalten. Die Insel wird von China als abtrünnige Provinz angesehen. Seit in Taiwan die nach Unabhängigkeit strebende Fortschrittspartei im Mai 2016 die Wahlen gewann, versucht Peking verstärkt, das Land zu isolieren.
Für Panama ist China wirtschaftlich immer wichtiger geworden. China ist der weltweit zweitwichtigste Nutzer des Panama-Kanals. Zudem sind chinesische Konzerne nach Varelas Worten in vielen Branchen von der Energie über die Banken bis zum Bau vertreten. Der Präsident betonte, Taiwan sei ein "großer Freund" Panamas. Er dankte der Inselrepublik für all die Jahre der diplomatischen Beziehungen. In der TV-Ansprache betonte er, China sei heute der wichtigste Anbieter von Waren in der größten Freihandelszone Lateinamerikas, in der panamaischen Stadt Colón - wo von der Karibik aus die Einfahrt in den Kanal beginnt.
Taiwan: Wir konkurrieren nicht mit Dollar-Diplomatie
Die Regierung in Taipeh zeigte sich indes verstimmt. "Wir äußern tiefes Bedauern und Unmut über Panamas Verrat der Freundschaft und das Ende der diplomatischen Beziehungen", sagte der Generalsekretär des Präsidentenbüros, Joseph Wu. "Wir konkurrieren nicht mit Chinas Dollar-Diplomatie", fügte er hinzu. Zugleich kritisierte Wu Pekings Ein-China-Politik und bezeichnete sie als fortgesetzte Manipulation. Taiwan will nun unmittelbar seine Botschaft in Panama-Stadt schließen und alle Diplomaten abziehen, wie Außenminister David Lee auf einer Pressekonferenz sagte.
Panamas Außenministerin Isabel Saint Malo war nach Peking gereist, um die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen formal zu regeln. Sie twitterte anschließend Fotos von sich und ihrem chinesischen Amtskollegen Wang Yi während der Unterschriftenzeremonie. Noch im Juni 2016 war Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen nach Panama zur Eröffnung des erweiterten Panama-Kanals eingeladen worden.
Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in China waren die nationalchinesische Regierung und ihre Truppen nach Taiwan geflohen. Die Inselrepublik nennt sich offiziell nach der 1911 gegründeten Republik China. Peking versucht, Taiwan zu isolieren, und umwirbt die noch zögernden Staaten. Erst im Dezember brach der afrikanische Inselstaat São Tomé und Príncipe seine Beziehungen zu Taiwan ab.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa