Illegale Sprühaktion Paris macht Moskau für Davidstern-Graffitis verantwortlich
09.11.2023, 20:59 Uhr Artikel anhören
Einem Medienbericht zufolge soll ein prorussischer Geschäftsmann aus Moldau die Sprühaktion in Auftrag gegeben haben.
(Foto: IMAGO/Le Pictorium)
Ende Oktober tauchen in Paris Davidstern-Graffitis an Häuserwänden auf. Politiker und jüdische Gemeinden sehen darin ein antisemitisches Zeichen. Nach Angaben des französischen Außenministeriums führen die Spuren nach Russland.
Frankreich wirft Russland vor, hinter dem massenhaften Besprühen von Pariser Gebäuden mit Davidsternen vor rund zwei Wochen zu stecken. Frankreich verurteile aufs Schärfste die Beteiligung des russischen Propagandanetzwerks Recent Reliable News (RRN/Doppelgänger) an der Verbreitung von Fotos der Davidstern-Tags in sozialen Netzwerken, teilte das Außenministerium in Paris mit. Was die Taten selber angeht, müssten die Ermittlungen zeigen, ob ein ausländischer Auftraggeber dahintersteckt.
Ein nach der Sprühaktion in Paris und Umlandgemeinden festgenommenes Paar aus Moldau hatte nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft angegeben, die Davidsterne im Auftrag einer dritten Person gegen Geld auf die Wände gesprüht zu haben. Auf ihrem Telefon stießen die Fahnder auf einen Austausch in russischer Sprache. Die beiden Festgenommenen befinden sich in Abschiebehaft. Ein weiteres an der Sprühaktion nach Angaben der Staatsanwaltschaft ebenfalls beteiligtes Paar reiste tags darauf aus Frankreich aus. Ein bislang nicht ermittelter Mann soll nach den Bildern einer Überwachungskamera bei der Sprühaktion Fotos gemacht haben.
"Diese neue Operation der digitalen russischen Einmischung gegen Frankreich zeugt von der Fortdauer einer opportunistischen und unverantwortlichen Strategie, die darauf abzielt, internationale Krisen auszunutzen, um Verwirrung zu stiften und Spannungen in der öffentlichen Debatte in Frankreich und Europa zu erzeugen", erklärte das Pariser Außenministerium. Der für die Überwachung und den Schutz vor ausländischer digitaler Einmischung zuständige Dienst habe die Beteiligung eines Netzwerks von 1095 Bots auf der Plattform X (früher Twitter) festgestellt, wobei mittels Software 2589 Beiträge automatisiert veröffentlicht wurden.
Russland dementiert Vorwürfe
Die Staatsanwaltschaft hält es für denkbar, dass die Sprühaktion mit Schablonen im ausdrücklichen Auftrag einer im Ausland befindlichen Person erfolgt ist. Nach der Auswertung von Telefondaten hätten beide Paare möglicherweise mit derselben Person in Kontakt gestanden, teilte die Behörde mit. Angesichts der aktuellen geopolitischen Spannungen müsse die antisemitische Absicht der Verantwortlichen weiter untersucht werden.
Nach Informationen des Senders Europe 1, die auch der Zeitung "Le Monde" bestätigt wurden, soll der moldauische prorussische Geschäftsmann Anatoli P. Auftraggeber der Sprühaktion gewesen sein. Er sei anhand der Telefondaten der beiden Festgenommenen identifiziert und in Russland lokalisiert worden.
Die russische Regierung wies jegliche Verbindung zu den gesprühten Davidsternen zurück. "Es ist ein Versuch der französischen Behörden, so zu tun, als käme der wachsende Antisemitismus nicht aus dem eigenen Land", sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa. Die Angaben der Ermittler, nach denen es einen russisch sprechenden Auftraggeber gebe, seien "absoluter Unsinn und einfach unwürdig", betonte sie.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP