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Raketenabwehr für Deutschland Pistorius unterzeichnet Vereinbarung für Arrow 3

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Mit Arrow 3 will sich Deutschland vor Mittelstreckenraketen schützen.

Mit Arrow 3 will sich Deutschland vor Mittelstreckenraketen schützen.

(Foto: REUTERS)

Russlands Angriff auf die Ukraine verändert die Sicherheitslage in Europa. Bei der Suche nach einem neuen Raketenabwehrsystem wird Deutschland in Israel fündig. Für einen Milliardenbeitrag will die Bundesregierung das System Arrow 3 kaufen. Kritik kommt aus Frankreich.

Israel und Deutschland unterzeichnen heute eine Absichtserklärung über den Kauf des israelischen Raketenabwehrsystems Arrow 3 durch Berlin. An der Zeremonie in der deutschen Hauptstadt nehmen der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius sowie sein israelischer Amtskollege Joav Galant teil. Mit der Unterzeichnung geben beide Länder grünes Licht für den Beginn der Produktion. Der Kauf des Raketenabwehrsystems ist eine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Mit Arrow 3 will sich Deutschland gegen mögliche Angriffe mit Mittelstreckenraketen schützen - und die NATO-Verbündeten gleich mit. Der "Pfeil" kann feindliche Flugkörper in über 100 Kilometern Höhe und damit außerhalb der Atmosphäre im beginnenden Weltraum durch einen direkten Treffer zerstören. Das System besteht aus einem Gefechtsstand, Radarsensoren, Startgeräten mit je vier Lenkflugkörpern Arrow 3 sowie weiteren Peripherie-Geräten. Etwa 200 deutsche Soldaten sind künftig damit beschäftigt, das Waffensystem zu bedienen.

Größter Rüstungsdeal in Israels Geschichte

Die USA hatten ihrem Bündnispartner Israel im vergangenen Monat die Erlaubnis erteilt, das Abwehrsystem zu verkaufen. Arrow 3 wurde gemeinsam von Israel und den USA entwickelt. Die Kosten belaufen sich nach israelischen Angaben auf fast vier Milliarden Euro. Es ist der größte Rüstungsdeal in der israelischen Geschichte.

Im Juni hatten Haushalts- und Verteidigungsausschuss des Bundestags für den Kauf gestimmt. Das Geld soll aus dem 100-Milliarden-Sondervermögen stammen, das als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verabschiedet wurde. Dabei ist das Programm einer der Bausteine, um die nach dem Ende des Kalten Krieges weitgehend abgebaute Verteidigung gegen Angriffe aus der Luft wieder aufzubauen und um eine Fähigkeit zu erweitern. Die am Boden geschützte Fläche vergrößert sich und schädliche Stoffe wie etwa Kampfstoffe sollen in großer Höhe möglichst gefahrlos zerstäuben. Militärs sprachen bisher von einer "Fähigkeitslücke bei der Bekämpfung ballistischer Flugkörper in der oberen Abfangschicht".

"So schnell wie möglich ein Schutzschild über Europa"

Binnen rund zwei Jahren will Deutschland nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium eine erste Einsatzbereitschaft ("Anfangsbefähigung") erreichen. Dann soll eins von später insgesamt drei Systemen einsatzbereit sein. Als Standort dafür ist der Luftwaffenstützpunkt Holzdorf vorgesehen, an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt gelegen. Die sogenannte Vollbefähigung für einen Schutz vor Bedrohungen aus 360 Grad ist bis 2030 geplant und kann überhaupt nur gelingen, weil das System schon auf dem Markt ist.

Kritik an dem Kauf von Arrow 3 hatte es aus Frankreich gegeben. Paris hatte sich dafür ausgesprochen, eher die europäische Verteidigungsindustrie zu favorisieren. Pistorius sagte dazu der französischen Zeitung "Le Monde", es sei wichtig, "dass wir so schnell wie möglich ein Schutzschild über Europa haben". Die europäische Verteidigungsbranche und auch die französische Industrie seien wichtige Partner, sie könnten aber nicht alles liefern, was man benötige.

Das Projekt ESSI (European Sky Shield Initiative) soll helfen, Lücken im NATO-Schutzschirm für Europa zu schließen. Dazu gehört auch der Kauf von Arrow 3. Mittlerweile beteiligen sich 19 Staaten an dem Projekt. Frankreich ist nicht dabei. Der französische Präsident Emmanuel Macron pocht immer wieder auf strategische Autonomie Europas.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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