USA billigen Milliardendeal Deutschland kann Arrow-3-Raketenabwehrsystem von Israel erhalten
17.08.2023, 07:38 Uhr Artikel anhören
Benjamin Netanjahu, Premierminister von Israel (r), und David Friedman, früher US-Botschafter in Israel, sehen sich 2019 ein Video an, das den Start des Raketenabwehrsystem Arrow-3 zeigt.
(Foto: picture alliance/dpa/POOL afp/AP)
Schon seit längerer Zeit befindet sich Deutschland mit Israel in Gesprächen über den Kauf des Raketenabwehrsystems Arrow 3, das Teil eines europäischen Luftverteidigungssystems werden soll. Nun teilt das Land mit, dass der Weg für den Deal freigemacht wird.
Israel hat nach eigenen Angaben die Erlaubnis der USA für den Verkauf seines Raketenabwehrsystems Arrow 3 an Deutschland erhalten. Das teilte das israelische Verteidigungsministerium mit. Damit ist der Weg für den Milliardendeal grundsätzlich frei. Es sei der größte Rüstungsdeal der israelischen Geschichte, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Das US-Außenministerium habe Israel die Entscheidung der Regierung übermittelt.
Die US-Billigung galt als letzte größere Hürde für den historischen Vertrag zwischen Deutschland und Israel. Die Verhandlungen darüber waren nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im vergangenen Jahr angelaufen. Vertreter des israelischen und deutschen Verteidigungsministeriums sowie der Israel Aerospace Industries (IAI) sollen in einem nächsten Schritt eine Verpflichtungserklärung unterzeichnen. Nach der Billigung durch die Parlamente beider Länder werde gegen Jahresende mit der Unterzeichnung des abschließenden Vertrags gerechnet.
"Bedeutende Entscheidung"
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sprach von einer "bedeutenden Entscheidung", die auch der Wirtschaft Israels dienen werde. "Es ist auch besonders bedeutsam für jede jüdische Person, dass Deutschland ein israelisches Verteidigungssystem kauft." Arrow 3 sei ein "bahnbrechendes System, das fortschrittlichste dieser Art auf der Welt, ein Kraftverstärker der israelischen Luftabwehr - und bald auch derer in Europa".
Der Haushaltsausschuss und der Verteidigungsausschuss des Bundestags votierten im Juni für den Kauf des weitreichenden israelischen Systems Arrow 3 sowie des deutschen Flugabwehrsystems IRIS-T, das im Nahbereich wirkt. Beide Vorhaben sollen aus dem 100-Milliarden-Sondervermögen finanziert werden. Geschätzt wurde, dass für Arrow 3 Kosten von knapp vier Milliarden Euro, für IRIS-T knapp eine Milliarde Euro eingeplant werden müssen.
Arrow 3 wurde gemeinsam von Israel und den USA entwickelt. Es soll bis Ende 2025 einsatzfähig sein. Auf deutsche Initiative soll es Teil eines europäischen Luftverteidigungssystems werden. Das System besteht aus Führungsgefechtsstand, Radargeräten, Startgeräten und den Lenkflugkörpern.
System kann Waffen in 100 Kilometer Höhe zerstören
Das Abwehrsystem Arrow ("Pfeil") an sich wurde bereits Ende der 1980er-Jahre entwickelt und unter der Prämisse konstruiert, sogenannte Boden-Boden-Raketen abzufangen und zu zerstören. Zudem war es das erste antiballistische System, das auch in der Stratosphäre, also in einer Höhe von 100 Kilometern eingesetzt werden konnte. Inzwischen ist Arrow 3 so weit entwickelt, dass es feindliche Raketen durch einen direkten Treffer - englisch "Hit-to-Kill" - unschädlich machen kann.
Zudem ist der Lenkflugkörper in der Lage, durch seinen Splittersprengkopf mit einem sogenannten Näherungszünder bei knapp vorbeifliegenden Raketen eine Zerstörung sicherzustellen. Dabei bewegt sich die "Anti-Raketen-Rakete" mit einer Geschwindigkeit von bis zu neun Mach, also 2500 Metern pro Sekunde, und ist damit fast so schnell wie die russische Kinschal.
Quelle: ntv.de, rog/dpa