Ex-Vizepräsident verhaftet Polizei Ecuadors dringt in mexikanische Botschaft ein
06.04.2024, 12:25 Uhr Artikel anhören
Schwer bewaffnet drang die ecuadorianische Polizei in die mexikanische Botschaft ein.
(Foto: IMAGO/Agencia Prensa-Independiente)
Seit Monaten hält sich Ecuadors Ex-Vizepräsident Glas in der mexikanischen Botschaft in Quito auf. Nun wird er dort verhaftet - von der ecuadorianischen Polizei. Mexiko reagiert entrüstet und kappt die diplomatischen Beziehungen zu dem Land, die ohnehin angespannt waren.
In Ecuadors Hauptstadt Quito ist die Polizei in die mexikanische Botschaft eingedrungen und hat den vor Strafverfolgung dorthin geflüchteten ecuadorianischen Ex-Vizepräsidenten Jorge Glas verhaftet. "Die ecuadorianische Polizei ist gewaltsam in unsere Botschaft eingedrungen und hat den ehemaligen Vizepräsidenten des Landes verhaftet, der aufgrund der Verfolgung und Schikanen, denen er ausgesetzt ist, ein Flüchtling war und Asyl beantragte", erklärte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador bei X. Er habe die Aussetzung der diplomatischen Beziehungen zu Ecuador angeordnet.
"Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht und die Souveränität Mexikos", schrieb López Obrador weiter. Die mexikanische Außenministerin Alicia Bárcena schrieb später auf X, Mexiko habe sich für den "unverzüglichen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Ecuador" entschieden.
Der Kommunikationsservice der ecuadorianischen Präsidentschaft erklärte, dass Glas, der "von der ecuadorianischen Justiz zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, heute Abend verhaftet und den zuständigen Behörden unterstellt wurde".
Botschafterin zur unerwünschten Person erklärt
Glas, der zwischen 2013 und 2017 unter dem damaligen linksgerichteten Präsidenten Rafael Correa als Vize-Präsident diente, hatte im vergangenen Dezember in der mexikanischen Botschaft in Quito Zuflucht gesucht, nachdem ein Haftbefehl wegen Korruptionsvorwürfen gegen ihn erlassen worden war. Nach mexikanischen Angaben vom Freitag hat das Land Glas "nach einer gründlichen Analyse" politisches Asyl gewährt.
Der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa hatte das als "illegale Handlung" bezeichnet. Aus dem Außenministerium des Landes hieß es zudem, dass gegen Glas ein Haftbefehl wegen Veruntreuung vorliege. Ihm werde die Ausreise nicht genehmigt.
Glas war erst im November aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen Korruption in einem weitreichenden Skandal um den brasilianischen Bauriesen Odebrecht einsaß. Der Haftbefehl gegen ihn bezieht sich auf Vorwürfe, nach denen er Gelder abgezweigt haben soll, die für den Wiederaufbau nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 2015 bestimmt waren. Auch Ex-Präsident Correa selbst wurde inzwischen wegen Korruption verurteilt und lebt im Exil in Belgien.
Erst am Donnerstag hatte die ecuadorianische Regierung die mexikanische Botschafterin zur unerwünschten Person erklärt. Grund war eine Andeutung López Obradors, der Mord am Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio vergangenen August in Ecuador habe zu Noboas Wahlsieg im Oktober beigetragen.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa