Mord an Kim Jong Uns Halbbruder Polizei: Einbruch in Leichenhalle verhindert
22.02.2017, 12:07 Uhr
Der kontaminierte Leichnam Kim Jong Nams wird aus dem Krankenhaus abtransportiert.
(Foto: dpa)
Langsam scheint Licht in den mysteriösen Giftmord an Kim Jong Nam zu kommen: Offenbar wussten die beiden beteiligten Frauen trotz gegenteiliger Aussagen genau, was sie taten. Verdächtigt wird zudem ein nordkoreanischer Diplomat.
In Malaysia haben Unbekannte offenbar versucht, den Leichnam des Halbbruders des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un zu stehlen. Wie die britische Zeitung "Guardian" berichtet, habe es Versuche gegeben, in die Leichenhalle eines Krankenhauses einzubrechen, in der der Körper von Kim Jong Nam aufbewahrt wird. Polizeichef Khalid Abu Baker habe gesagt, Vorkehrungen seien getroffen worden, um den Raum zu sichern.
Zuvor hatte Abu Baker bekannt gegeben, dass zwei nach dem mysteriösen Mord am älteren Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un festgenommene Frauen die Giftattacke wissentlich verübten. "Ja, natürlich wussten sie es", antwortete er auf eine entsprechende Frage von Journalisten. Ein Überwachungsvideo vom Flughafen in Kuala Lumpur, auf dem das Attentat zu sehen ist, zeige, dass eine der Frauen sofort nach der Tat einen Waschraum aufsuche, weil sie sich "sehr bewusst " gewesen sei, dass sie wegen des Gifts ihre Hände waschen musste, sagte Abu Bakar.
Das Überwachungsvideo wurde am Montag veröffentlicht. Es zeigt den eigentlichen Angriff auf den Halbbruder Kims, Kim Jong Nam. Ein japanischer Fernsehsender zeigte die Sequenz, in der sich zwei Frauen Kim nähern. Eine greift ihn von hinten an und drückt ihm mutmaßlich ein Tuch ins Gesicht. Nach dem Angriff wendet sich das Opfer an das Flughafenpersonal und wird in eine Klinik gebracht.
Vier Verdächtige wurden bereits festgenommen, darunter ein 46-jähriger Nordkoreaner. Mehrere weitere Verdächtige aus Nordkorea werden noch gesucht. Eine der verdächtigten Frauen kommt aus Vietnam, die andere ist Indonesierin. Die Behörden ihres Heimatlandes hatten vermutet, dass die 25-Jährige bei dem Attentat "ausgetrickst" worden ist. Die Indonesierin habe glauben sollen, sie nehme an einem Streich für eine Fernsehshow im Stil der "Versteckten Kamera" teil. Dieser Version widersprach nun der malaysische Polizeichef.
Nordkoreanischer Diplomat unter Verdacht
Polizeichef Abu Bakar teilte am Mittwoch weiter mit, dass unter anderem ein hochrangiger Mitarbeiter der nordkoreanischen Botschaft und ein Mitarbeiter der staatlichen nordkoreanischen Fluggesellschaft noch gesucht würden. Der Diplomat halte sich noch immer in Malaysia auf, befinde sich aber nicht in Gewahrsam, so Abu Bakar weiter. Entsprechende Gesuche zur Vernehmung der beiden seien zudem an den nordkoreanischen Botschafter gerichtet worden. Bei einer Weigerung müssten Zwangsmaßnahmen ergriffen werden, sagte der Polizeichef.
Der 45-jährige Halbbruder von Nordkoreas Staatschef war am Montag vor einer Woche am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Dort lebt er unter dem Schutz der chinesischen Regierung. Nach Angaben aus Südkorea ergaben die malaysischen Ermittlungen, dass Pjöngjang hinter dem Anschlag steckt. Südkoreanischen Regierungskreisen zufolge erteilte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bereits vor Jahren einen Mordauftrag.
Quelle: ntv.de, ara/jve/AFP/dpa/rts